Presseberichte von 1895 bis 1914

Der Kriegerverein Ritterhude  und Umgebung im Spiegel der Presse zur Kaiserzeit zur Feier des 100jährigen Bestehens der Kyffhäuser Kameradschaft Ritterhude am 23. März 1996

 

Staatsarchiv Stade, Rep. 91  Wäbekindt

Einen Überblick über die Geschichte der Kyffhäuser-Kameradschaft gab Friedrich Wäbekindt – von 1895 bis 1914 Vorsitzender des Kriegervereins Ritterhude und Um­gebung – anläßlich der Wiedergründung 1953. Der Bericht gehört zum Nachlaß des ehemaligen Ritterhuder Lehrers, dessen handschriftliche Aufzeichnungen 1961 nach seinem Tod  dem Staatsarchiv Stade übergeben wurden.

“In unserem Orte wurde am 25. August 1895 ein Kameradschaftsverein gegründet, dem der oben bezeichnete Namen gegeben wurde. Schon früher hatte in Ritterhude ein ‘Kriegerverein’ bestanden, von dem aber leider keine Niederschrift vorliegt. Er soll im Jahre 1872 gegründet sein und führte auch eine einfache Fahne, die noch vorhan­den ist. Dieser Verein verfiel jedoch in einen tiefen Schlaf, aus dem er im Jahr 1895 aufgeweckt wurde.

Der neugebildete Kriegerverein sollte nach seinen Satzungen ‘frei sein von allem Parteileben und Parteihader, fern jedem politischen Getriebe als eine Vereinigung von Kameraden, die nur das die Richtschnur ihres Lebens und Strebens sein lassen wollen, was sie dereinst im Fahneneide gelobt hatten: – Unverbrüchliche Treue dem Vaterland –  bei der Pflege echter Kameradschaft.

Am 8. August 1896 schloß sich der Verein dem ‘Deutschen Kriegerbund’ an und ge­hörte dadurch zum ‘Kreiskriegerverband Osterholz’, zum ‘Hannoverschen Provinzial­kriegerverband’ und zum ‘Preußischen Landeskriegerverband’.

Am 17. Juni 1900 wurde unter den hohen Bäumen des ‘Eichhofes’ bei strömenden Regen die neue Fahre geweiht.

Am 9. März 1902 trat der Verein der ‘Haftpflichtversicherung’ des Hannoverschen Provincialkriegerverbandes bei. Auch eine Krankenunterstützungskasse innerhalb des Vereins wurde ins Leben gerufen und die Zahlung eines Sterbegeldes an die Hinter­bliebenen in Höhe von 30 M. wurde beschlossen.

Durch eine hochherzige Bücherspende des Oberpräsidenten der Provinz Hannover wurde der Grund zu einer Vereinsbibliothek gelegt. Eifrig wurde im Verein für die Wai­sen deutscher Krieger gesammelt und manche schöne Summe konnte abgeführt wer­den. Die vom Kriegerverein veranstalteten Festlichkeiten erfreuten sich bei Alt und Jung eines starken Besuches und noch heute wird von den älteren Einwohnern davon gesprochen.

Obwohl von einer sehr hohen Stelle versprochen war, daß an eine Auflösung der Kameradschafts- und Kriegervereine nie gedacht wurde, mußte auch der hiesige Krie­gerverein, bevor er mal 50 Jahre alt geworden war, in dem sogenannten ‘tausendjährigen Reich’ seine Fahne einrollen.”

 

Zeitungsberichte über den Kriegerverein Ritterhude und Umgebung

16. Juli 1874 – Vegesacker Wochenschrift

In Ritterhude ist wie in mehreren benachbarten Orten ein Kriegerverein entstanden.

18. Juli 1874  – Anzeige

Am Sonntag, den 19. d.M. findet die Einweihung der Fahne des Ritterhuder Krieger­vereins verbunden mit einem Tanzvergnügen im Lindemann’schen Gasthause und Salon statt. Es werden die Kriegervereine von Scharmbeck und Lesum hierzu freund­lichst eingeladen.                                                                  Ritterhude, 14. Juli 1874   Der Vorstand.

27. August 1874  – Anzeige

Ritterhude. In allen Theilen Deutschlands vereinigen sich Corporationen, Vereine und Gemeinden, den denkwürdigen Tag von Sedan zu feiern, den Tag, der den stolzen französischen Cäsarismus darniederlegte und wohl mit Recht als Anfang freier deut­scher Unabhängigkeit bezeichnet wird. Nur in dem Orte Ritterhude, der keineswegs als der kleinste in unserer Umgegend bezeichnet werden darf, hat sich bis jetzt keine be­sondere Sympathie für diese hohe Sache gezeigt.

Der hiesige Kriegerverein hat nun beschlossen, diesen denkwürdigen Tag durch Fackelzug und Tanzvergnügen auf eine würdige Weise zu feiern, und fordert derselbe die Einwohner von Ritterhude zu recht reger Theilnahme auf.

Der Vorstand des Kriegerverein.

8. September 1874

Ritterhude. Der Erinnerungstag an die denkwürdige Schlacht bei Sedan, durch welche der Napoleonischen Herrschaft ein Ende gemacht wurde, ist dieses Jahr wiederum an manchen Orten gefeiert worden und es hat sich bei dieser Gelegenheit vielfach ein le­bendiger Patriotismus gezeigt. Auch unsere Ortschaft ist hier nicht zurückgeblieben. Der Krieger- und Gesangverein vereinigte sich am Nachmittage dieses Tages zu einem Festzuge, welcher bei dem Klange der Musik die mit Flaggen, Girlanden und Eh­renpforten geschmückten Straßen durchzog. Am Abend bewegte sich ein Fackelzug, bestehend aus genannten Vereinen und der Schuljugend, von Oberbeck aus nach dem v.Gröning’schen Gute. Hier wurden nach dem Vortrages des Chorals “Nun danket alle Gott” und einiger Lieder verschiedene Hochs, z. B. auf den Kaiser ect. ausgebracht. Von hier begaben sich die Teilnehmer zu einem Tanzvergnügen nach dem Linde­mann’schen Gasthause, woselbst sie in der heitersten Weise noch lange zusammen­blieben. Besonderen Dank für das Arrangement dieses Festes schulden wir dem Krie­gerverein, und können nicht umhin, diesem noch jungen, aber strebsamen Verein auch fernerhin ein gutes Gedeihen zu wünschen.

31. August 1875

Ritterhude. Auch in unserer Ortschaft werden jetzt Vorbereitungen zu der bevorstehen­den Sedan-Feier getroffen. Hauptsächlich nehmen sich die hiesigen Vereine, der Krie­ger- und Gesangverein, der Sache an. Wie verlautet, wird am Donnerstag Morgens 10 Uhr die Einweihung der Friedenseiche stattfinden. Herr Kandidat Wooge aus Osterholz-Scharmbeck wird dann die Festrede halten. Zu wünschen wäre übrigens, daß sich die übrigen Ortseinwohner mehr als im vorhergehenden Jahre am Feste betheiligen wollten. Vieles können sie ja schon zur Festfreude beitragen durch Bekränzung und Illumination der Häuser.

7. September 1875

Ritterhude. Der 2. September wurde als Gedächtnistag es Sieges der deutschen Waf­fen bei Sedan auch hier festlich begangen. Der hiesige Kriegerverein hatte die Sache ins Werk gesetzt; am Tage vorher wurde eine Friedenseiche gepflanzt, deren Einwei­hung bei dieser Gelegenheit stattfinden sollte. Morgens 10 Uhr versammelten sich die hiesigen Vereine sowie die Schuljugend bei der Eiche. Nach dem Vortrage des Chorals “Nun danket alle Gott” hielt Herr Kandidat Wooge die Festrede. Redner wies hin auf die gefahrvollen Tage, welche unsere Armeen durchzumachen gehabt haben, um solches Ziel zu erreichen und sagte, daß es wohl unsere Pflicht sei, an dem Gedächtnißtage hieran unsere Herzen mit Dank zu Gott zu erheben, als dem allmächtigen Lenker der Schlachten. Er erwähnte auch ferner der Verdienste unseres Kriegs- und Landesherrn, des Kaisers und Königs von Preußen, und brachte auf diesen am Schlusse seiner Rede ein dreimaliges Hoch aus, in welches alle Anwesenden begeistert einstimmten.

Hierauf wurden von dem hiesigen Gesangverein einige patriotische Lieder vorgetragen und die Festteilnehmer trennten sich bis Nachmittags 2 Uhr, wo der eigentliche Festzug stattfinden sollte. Theil nahmen hieran nur die genannten Vereine und bewegte sich derselbe mit klingender Musik und fliegenden Fahnen von dem Hause des Wirtes Garfs aus durch die Straßen des Ortes, die mit Ehrenpforten, Flaggen ect. festlich ge­schmückt waren. Abends wurde ein Fackelzug arrangiert der wiederum die Hauptstra­ße des Ortes bis zum Gröning’schen Gute passierte; an dieser fand man die meisten Häuser illuminirt und sogar an einigen Stellen auf recht sinnreiche Weise. Hiernach war ein Ball im Lindemann’schen Hause der die Feiernden bis zum frühen Morgen in der fröhlichsten Stimmung zusammenhielt.

Die Feier kann im allgemeinen als eine für die hiesigen Verhältnisse recht gelungene genannt werden und werden sich diejenigen welche sich auf die eine oder andere Wei­se um dieselbe bemüht, sicher den Dank des Publikums erworben haben.

2. September 1876  (notiert)

Der Kriegerverein übernimmt die Sedansfeier mit Fackelzug und Tanz bei Lindemann. Gesangverein Concordia will sich nicht beteiligen.

8. März 1877  – Anzeige

Kriegerverein für Ritterhude.  11. d.M. Versammlung im Vereinslocal.

6. Juli 1877  – Anzeige

Kriegerverein Ritterhude. Sonntag, den 8. Juli Ausmarsch nach dem Stoteler Walde. Versammlung im Vereinslocale Mittags 12 Uhr. Abends findet Tanz-Kränzchen bei Herrn A. Lindemann statt.

Der Vorstand.

13. Juli 1878  – Anzeige

Generalversammlung des Kriegervereins. Zweck: Wahl von zwei Vorstandsmitgliedern.

28. August 1878  – Anzeige

Generalversammlung des Kriegervereins. Tagesordnung: Wahl von zwei Vorsitzenden und Feier des Sedantages.

30. August 1878  – Anzeige (notiert)

Programm des Krieger- und Gesangvereines zur Sedanfeier. Beginn der Versammlung nachmittags 5 Uhr im Vereinslocal des Gastwirts Garfs. 7 Uhr Fackelzug durch den Ort, anschließend Ball beim Gastwirt Lindemann.

27. Juli 1879  – Anzeige

Generalversammlung des Kriegervereins Ritterhude. Zweck: Wahl zweier Vorstands­mitglieder. Sämtliche Mitglieder werden hiermit geladen.

3. September 1879  – Sedanfeier

Auch in unserem Orte ist der Tag des großen Nationalfestes durch einen Umzug der Vereine und der Schulkinder offiziell gefeiert worden. Der hiesige Gesangverein Con­cordia hatte zum Schluß ein Kränzchen arrangiert, bei dem es sehr gemütlich herging.

28. Februar 1890 –  Anzeige  (gekürzt)

… Die Wahlen zum Deutschen Reichstage sind getätigt, die schlimmsten Befürchtun­gen übertroffen: die geschworenen Feinde aller rechtlichen und staatlichen Ordnung, die Feinde von Kaiser und Reich, die Verachter jedes Gottesglauben, die Sozialdemo­kraten, haben eine ungeheure Anzahl von Stimmen auf sich vereinigt.

Auch in unserem Unterelbischen Bezirke steht, wie in vielen anderen Kreisen des Rei­ches, ein erbitterter Wahlkampf bevor, in dem die auf dem Boden unserer staatlichen Ordnung stehenden Mitbürger ihre Kraft gegen die Umstürzler zu zeigen haben.

Sollte denn nun wirklich unserer engeren Heimat, sollte wirklich dem treuen Volke der Niedersachsen die Schande nicht erspart werden können, durch einen Sozialdemokra­ten in dem deutschen Reichstage vertreten zu sein, dessen Existenz auf den Schlachtfeldern Frankreichs begründet ist, auf denen auch unsere heimischen, hel­denmütigen Regimenter unverwelkliche Lorbeeren errungen haben? Soll wirklich in Zukunft von der Tribüne des Reichstages herab ein Sozialdemokrat seine vaterlands­losen Gesinnungen als die unsrigen, als unser Vertreter verkünden dürfen? Habt Ihr gehört, wie noch jüngst die Sozialdemokratie die Herausgabe von Elsaß-Lothringen an Frankreich als Forderung der Gerechtigkeit bezeichnet hat und die Franzosen hierfür ihren Dank ausgesprochen haben?

Kameraden, der Sieg der Vaterlandsfeinde über uns ist unmöglich, wenn ein Jeder am Wahltage seine Pflicht tut!

… Aber mit den Sozialdemokraten gibt es für uns keine Versöhnung, kein auch noch so flüchtiges Zusammengehen.

Darum vergesse ein Jeder das, was ihn im Einzelnen von dem Kandidaten der vater­ländischen Partei trennt, bedenke ein Jeder die Gefahr, welche uns alle gemeinsam bedroht: Wenn der Feind zum Angriff schreitet, schließen sich die Reihen der Kamera­den fester zusammen, verstummt aller Streit.

Darum auf Ihr Tausende von Kameraden in Stadt und Land, auf Marsch und Geest, und Ihr in den einsamen Mooren fern von der großen Heerstraße der Welt, verlaßt am 1. März, dem Tage der Entscheidungswahl, Euren Herd, holt die Trägen und Säumigen herbei, zeigt, daß in Euch allen gleichmäßig das heilige Feuer der Liebe zu Eurem Vaterlande, zu Eurer Heimat und ihrer Ehre zu mächtiger Flamme emporlodert, wenn es gilt, die höchsten Güter im Kampfe zu verteidigen.

Wie im Kampfe gegen den äußeren Erbfeind, so stehen wir auch in dem Wahlkampfe am 1. März und immer gegen den gefährlicheren inneren Feind treu zusammen in dem Gefühle: MIT GOTT FÜR KAISER UND REICH!

Vorstand des Unterelbischen Bezirks des Deutschen Kriegerbundes (namentliche Unterschriften, nicht notiert).

26. Dezember 1893  – Anzeige

Ritterhude. Da wir Unterzeichneten durch Namensunterschrift uns hierdurch verpflich­ten, den Kriegerverein für Ritterhude wieder aufzurichten, so unterzeichnen wir durch eigenhändige Namensunterschrift unsern Beitritt.

Die erste Versammlung ist am Sonntag, 31. Decbr. Nachm. 4 Uhr im Beisner’schen Gastlokale anberaumt.

Namensunterschriften: E. Quinckardt – W. Rust – H.W. Fincke – C. Block – L. Harjes – H. Spiering – K. Graeve – F. Tietjen – H. Finke – Christoph Greif.

21. August 1895  – Anzeige

Aufruf. Alle Gedienten aus Ritterhude die sich für die Bildung eines Krieger-Vereins interessieren, werden hierdurch ersucht, sich am Sonntag, den 25. d.Mts. Nachmittags 3 1/2 Uhr im Gasthof “Zur goldenen Traube” bei Herrn Joh. Brünjes (Anm.: An der Untermühle, bekannt als “Schützenhof”) zu einer Besprechung einfinden zu wollen. Zahlreiches Erscheinen ist sehr erwünscht.

18. August 1895 – Ritterhude Cl. Holjes – Fr. Garfes – G. Evers – Fincke.

Ritterhude. Wie aus einem Inserate der heutigen Nummer zu ersehen ist, wird die Gründung eines Krieger-Vereins für Ritterhude geplant. Schon früher bestand eine sol­che Vereinigung, die aber durch irgendwelche äußere Einwirkungen ihrem Ende ent­gegenging, bis schließlich die Auflösung erfolgte. Es wäre zu wünschen, daß in diesen Tagen jubelnder Begeisterung, die durch unser ganzes Vaterland geht, dieser Aufruf unter den patriotisch gesinnten Männern freudigen Widerhall findet.

(Anmerkung: Die Zeitung ist voll von Erinnerungen an den Krieg vor 25 Jahren, an die Schlacht bei Sedan.)

28. August 1895

Ritterhude. Für letzten Sonntag war durch diese Zeitung eine Einladung an alle Ge­dienten in Ritterhude ergangen, sich zu einer Besprechung über die Bildung eines Kriegervereins im Gasthause des Herrn Johann Brünjes versammeln zu wollen. Ver­hältnismäßig war nur ein geringer Prozentsatz aller ortseingesessenen Soldaten er­schienen, was wohl verschiedenen Umständen zuzuschreiben ist. Einerseits fanden nämlich am genannten Tage in der Umgegend und im Orte verschiedene große Fest­lichkeiten statt, die eine Anzahl von der Versammlung abgehalten hatten; andererseits sehen viele in unserer Gemeinde mit zweifelhaftem Gesichte und Achselzucken der Bildung eines solchen Vereins entgegen, weil man schon allerlei üble Erfahrungen damit gemacht hat; drittens gibt es auch viele, die vorläufig mit Stillschweigen der Sa­che zusehen, und später, wenn alles im richtigen Geleise ist, dem Verein beitreten.

Es sei nun, wie es wolle, ein Kriegerverein kann, wie die Anwesenden feststellten, sich hier sehr gut halten, da in Ritterhude genug bei der Fahne gedient haben. Es werden sich uns, so wurde während der Unterhaltung von der einen oder anderen Seite betont, es werden sich uns Schwierigkeiten in den Weg stellen, die zu überwinden einen gan­zen Mann erfordern; aber “Soldatenmuth siegt Überall”. Wir wollen fest und treu zu­sammenstehen in Freud und Leid, wollen in wahrer Kameradschaft alle die Güter pfle­gen und zu erhalten suchen, die uns unsere Väter in blutigen Kämpfen errungen ha­ben. Frei von allem Parteileben und Parteihader, fern jedem politischen Getriebe soll auch dieser Kriegerverein dastehen als eine Vereinigung von Kameraden, die nur das die Richtschnur ihres Strebens sein lassen, was sie im Fahneneide gelobt haben: Un­verbrüchliche Treue dem Könige und dem Vaterland. So lange noch ein Tropfen roten Blutes in unseren Adern rollt, wollen auch wir sein Stützen des Thrones, Feinde feiger Knechtschaft, Hüter des Rechts und der Gerechtigkeit. Wer aber weiß, daß seine inne­re Überzeugung, sein politisches Bekenntnis, sich nicht mit den Satzungen des zu gründenden Vereins vereinbaren lassen, der bleibe unserer Vereinigung ja fern und zerstöre nicht mutwillig, was gutgesinnte Patrioten mühsam zusammengebracht haben. Unsere Devise sei: “Mit Gott für König und Vaterland!”

Weil nun kein bestimmter Beschluß gefaßt werden konnte, wurde abgemacht, in diesen Tagen einen Bogen unter den Gedienten circuliren zu lassen, der zum Beitritt einladet. Daraufhin soll bei der Behörde angefragt werden, ob evtl. die Genehmigung zu dieser Vereinigung erteilt wird, was hoffentlich geschieht.

9. September 1895  – Aufruf.

Die Mannschaften aus Ritterhude werden hierdurch ersucht, sich am Sonntag, 8. d.M. bei dem Gastwirt Johann Brünjes zu einer zweiten Versammlung zwecks Bildung eines Kriegervereins einzufinden. …. Die Einberufer.

11. September 1895

Ritterhude. Die zweite Versammlung zur Bildung des Kriegervereins war gut besucht. Eröffnet wurde dieselbe im Namen der Einberufer von Herrn Wäbekindt mit einer An­sprache, die sich zuspitzte in den Hochruf auf Se. Majestät.

Auf der Tagesordnung stand: 1. Beratung der Statuten, 2. Vorstandswahl und 3. Ver­schiedenes. Die 2. und 3. Punkte wurden wegen der vorgerückten Zeit und weil an die Veteranen von Herrn Claus Wellbrock ein Ehrensold von 10 M. ausbezahlt werden sollte, bis zur nächsten Versammlung vertagt.

13. September 1895  – Anzeige

Danksagung der Veteranen an Claus Wellbrock sen., sie werden ihm stets ein gutes Andenken bewahren.

20. September 1895  – Anzeige

Kriegerverein lädt ein zur Vorstandswahl am 22. d.M.

25. September 1895  (notiert)

Ritterhude. Bericht über die 3. Versammlung des Kriegervereins. Zum Vorstand ge­wählt wurde als Vorsitzender Friedrich Wäbekindt, Schriftführer G. Wellbrock und Kassenwart J. D. Plump.

“Somit steht der Verein (abgesehen von einigen Äußerlichkeiten) fertig da, und man sieht nun der Hauptsache, der behördlichen Genehmigung, entgegen…”

Es folgt ein nochmaliger Aufruf an alle Gedienten, sich dem Verein anzuschließen.

8. Mai 1896  (notiert)

Ritterhude.  Behördliche Genehmigung der Satzung des “Kriegervereins für Ritterhude und Umgebung”.

13. Mai 1896

Ritterhude. Am letzten Sonntag, als dem Erinnerungstag des vor 25 Jahren erfolgten Friedensschlusses, hielt der neugegründete und nunmehr bestätigte “Kriegerverein für Ritterhude und Umgebung” im Joh. Brünjes’schen Gasthause seine erste Versamm­lung ab. Der zeitige Vorsitzende eröffnete dieselbe mit einer kurzen Ansprache, in der er etwa ausführte, daß überall in unserem Vaterlande die letzten Monate der Erinne­rung galten an jene große Zeit, da das deutsche Schwert den mächtigsten Feind von Deutschlands Einheit und Selbständigkeit niederschlug. Einen Abschluß findet diese ganze Festeszeit mit dem heutigen Tage, da vor 25 Jahren nach Monate langem, hei­ßen Ringen der Frieden zu Frankfurt a.M. geschlossen wurde. Ein Sieges-, Friedens- und Dankesfest wahrhaft feiern heißt nicht, sich im Ruhmesglanze der Waffen und Siege spiegeln und etwa gar hochmütig zu Gericht sitzen über den geschlagenen Feind, sondern dann ist unsere Festfeier die rechte, wenn wir aus der Versenkung in die Vergangenheit Lehren, Grundsätze und Entschlüsse mitnehmen, vorallem, für un­ser sittliches Leben.

Es ist ein bedeutungsvolles und schönes Zusammentreffen, daß wir gerade an diesem Tage uns hier zusammengefunden haben, um nach behördlicher Genehmigung unse­rer Satzungen die erste gültige Versammlung abhalten zu können. … Sind es doch gemeinsam genossene Freuden, gemeinsam getragene Beschwerden, gemeinsam bestandene Gefahren, die fürs Leben Menschen an Menschen am festesten binden. Und diesem Zuge nur folgen wir. Dem ehemaligen Heeres- und Kampfgenossen sein Interesse bewahren, sich freuen an seinem Glück, teilnehmen an seinem Schmerz, ihn lenken und leiten, wo’s not tut, stützen und unterstützen, wo es erforderlich und mög­lich ist, kurz, mit warmem Herzen für ihn fühlen und mit fester Hand für ihn handeln bis zum letzten Gruß übers offene Grab, – das ist die Kameradschaft, die wir erstreben. Was aber hat uns dereinst vereint, als wir Kameraden wurden? Es war der Ruf der Pflicht, die an uns allesamt erging, uns zu rüsten zur Wahrung eines der höchsten irdi­schen Güter, des Friedens. Dieser Pflicht folgend haben wir miteinander des Soldaten­lebens Lust und Leid gefühlt, dieser Pflicht folgend zogen die Älteren von uns hinaus dem Feinde entgegen. Ließen Tausende von ihnen ihr Leben und schlummern nun draußen in fremder Erde …

Muß nicht in uns das Wort wiederklingen, daß in den Herzen der Väter so mächtig er­brauste: “Das Reich, errungen mit dem Schwert, im Frieden haltets hoch und wert!” Wir Jüngeren sind dazu berufen, das, was die Väter erkämpften, zu bewahren, berufen vielleicht noch Größeres zu leisten, noch schwerere Opfer zu bringen als jene. Das Va­terland erwartet, daß jeder von uns seine Pflicht tue, dieser berühmte Flottenbefehl des englischen Seehelden Nelson auf uns und unser Vaterland übertragen, das ist die Mahnung des heutigen Tages, das ist das Testament unserer vor 25 Jahren für das Vaterland in den Tod gegangenen Helden und Brüder an uns alle. Mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser schloß die Ansprache.

Nachdem alsdann die genehmigten Satzungen vorgelesen waren, traten die Kamera­den zusammen und gelobten durch Handschlag und Unterschrift, die Satzungen in allen Punkten zu halten und besonders im Sinne des § 1 wirken zu wollen, welcher Liebe und Treue zu König und Vaterland vorschreibt.

Damit war der Verein konstituiert und es konnte der folgende Punkt der Tagesordnung erledigt werden, die Vorstandswahl. Der bisherige Vorstand hatte die Geschäfte nur provisorisch übernommen, um in der ersten Versammlung nach der Genehmigung der Statuten seine Ämter in die Hände des definitiv gewählten Vorstandes zu legen. Der alte Vorstand blieb nach vorgenommener Wahl in seinem Amt und wurden nur die Stellvertreter hinzugewählt, so daß sich der ganze Vorstand zusammensetzt aus den Kameraden:

Fr. Wäbekindt, Vorsitzender; G. Evers, Stellvertreter; G. Wellbrock, Schriftführer; Joh. Lüerssen, Stellvertreter; J. D. Plump, Kassierer; Fr. Garfes, Stellvertreter; M. Steiln, Inventarverwalter.

Bezüglich des Druckes der Satzungen wurde dem Schriftführer aufgegeben, sich Offer­ten machen zu lassen, um dieselben der nächsten Versammlung vorzulegen. Als Ver­einslocal wurde in geheimer Abstimmung das Gasthaus des Kameraden G. Wellbrock gewählt. Von den zur Ansicht eingeforderten Vereinsabzeichen wurde ein einfaches mit einer Sicherheitsnadel versehenes ausgewählt, ähnlich dem Abzeichen des Scharm­becker Kriegervereins. Die Beschaffung der im Vereine notwendigen Listen, Stempel ect. bleibt dem, Vorstande überlassen. Somit war die reichhaltige Tagesordnung erle­digt und die Versammlung wurde mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland geschlossen. Unerwähnt soll nicht bleiben, daß in dem nun folgenden ungezwungenen Teile der Versammlung bei einem Glase Bier auch des soeben gegründeten Krieger­vereins gedacht und in einem Hoch sein Wachsen, Blühen und Gedeihen gewünscht und allseitig beifällig aufgenommen wurde.

1. September 1896  – Anzeige

Sedansfeier im Gasthof Wellbrock mit Concert, Ball und Kinderfest.

6. Januar 1897

Ritterhude. Der Kriegerverein hielt am Sonntag seine diesjährige erste Generalver­sammlung ab, die sehr gut besucht war. (Neuaufnahmen von Mitgliedern, Jahresbe­richt mit Angaben Beteiligung bei auswärtigen und örtlichen Veranstaltungen, Kassen­bericht, Wiederwahl des Vorstandes).Der letzte Punkt der Tagesordnung enthielt “Verschiedenes”. Bei Märschen, so wurde beschlossen, übernimmt Kamerad Wellbrock das Kommando. Um etwaigen Unzuträglichkeiten vorzubeugen, soll bei Aufnahme neuer Mitglieder nicht das Abstimmungsmaterial dem ganzen Verein, soweit er anwesend ist, vorgezählt werden, sondern es wird dem Vorstand das Vertrauen geschenkt es alleine zu überzählen und das Resultat durch den Vorsitzenden mitteilen zu lassen. Die Marmel werden also von dem Vorsitzer, dem Schriftführer und dem Kassierer gezählt.

28. Januar 1897

(Ausführlicher Bericht des Kriegervereins über Kaisers Geburtstagsfeier. Im Programm die Darstellung “Soldatenleben im Frieden”, 7 lebende Bilder dargestellt von Mitgliedern des Vereins, einigen Damen und Kindern.)

21. März 1897

Ritterhude.  Die Feier des 100. Geburtstages Sr. Majestät weil. Kaiser Wilhelm I. wird auch in unserm Orte in angemessener Weise gefeiert werden. Das Programm für die Feier ist von den maßgebenden Körperschaften in folgender Weise festgesetzt:

Am Sonntag gemeinsamer Kirchgang des Kriegervereins; Abends Commers mit Damen im Vereinslocale desselben, zu dem alle herzlich willkommen sind.

Montag: Morgens Festakte in den Schulen; Abends Fackelzug sämtlicher Schüler unter Begleitung ihrer Lehrer. Es wäre erwünscht, daß die Einwohner nicht nur während der Festtage ihre Häuser durch Ausstecken der Fahnen ect. schmücken, sondern daß sie auch am 22. März während des Fackelzuges illuminirten! – An demselben Abend ist auch ein Festessen im Gasthof Stadt Bremen (Anm.: heute Hotel zur Post), zu dem auch die Gemeindeverwaltung ihr Erscheinen zugesagt hat.

Am Dienstag machen die hiesigen Schulen einen Ausflug nach Osterholz.

25. März 1897  (notiert)

Bericht über den Verlauf der Feier. Eröffnungsrede durch den Vorsitzenden des Krie­gervereins Lehrer Wäbekindt, Festredner Herr Lehrer Kohnert. Hoch auf das Vaterland durch Pastor Degener, Hoch auf das Heer durch Georg Evers. Eine Sammlung für Kriegerwaisen ergab 16 Mark.

28. September 1897

(Sehr ausführlicher Bericht über eine Versammlung des Kriegervereins. Kassenange­legenheiten, Bücherei, Berichte über Sedanfeier und andere Feiern).

3. Oktober 1897  – Die Organisation der Kriegervereine

Durch die Errichtung von Arbeitsnachweisstellen, die von den Militärbehörden neuer­dings in Verbindung mit den Kriegervereinen gegründet worden sind, werden voraus­sichtlich auch weitere Kreise der Bevölkerung mit diesen Vereinen in Berührung kommen …(Es folgen Angaben über die verschiedenen Landes-Kriegerverbände. Diverse Anzeigen von Kriegervereinen aus der Umgebung verweisen auf die “Arbeitsnachweisstellen für Reservisten”. Über Ritterhude nichts gefunden.)

7. Dezember 1897  (notiert)

Wieder ein ausführlicher Versammlungsbericht. Für die Fahne wurden anonym von einem Kameraden 100 Mark gestiftet. Die Anschaffung derselben soll bis zum Sommer 1899 verschoben werden.

(Anm.: Protokollartige ausführliche Berichterstattung nicht nur für den Ritterhuder Verein. Derartige Berichte sind weitgehend die einzigen Lokalberichte in der Tageszeitung.)

5. Januar 1898  (notiert)

Generalversammlung des Kriegervereins. Als Mitglied neu eingeführt Herr Major a.D. von Marschalck.

15. Januar 1898

Ritterhude. Das Geburtstagsfest Sr. Majestät des Kaisers wird im hiesigen Kriegerver­ein am Sonntag, den 30. Januar durch Darstellung lebender Bilder, Aufführungen und Ball gefeiert werden. Näheres wird demnächst durch Inserate in dieser Zeitung bekanntgegeben werden. – Herr Major a.D. von Marschalck-Karlsruhe, Mitglied des hiesigen Kriegervereins, schenkte diesem die schöne Summe von 200 M., wovon 100 M. zur Beschaffung einer Fahne zu verwenden sind. Bravo!

16. März 1898  (notiert)

Generalversammlung des Kriegervereins. Neuaufnahme von 10 Kameraden beantragt, 4 konnten nicht aufgenommen werden, da die Militärpapiere nicht zur Prüfung vorgelegt wurden. Aufgenommen wurden Bernh. Garbade I., Christ. Bischoff, Ludw. Harjes, Joh. Blanke, E. Block, Bernh. Garbade II.

12. Mai 1898

Am letzten Sonntag fand im Vereinslocale die 2. diesjährige Generalversammlung des Kriegervereins statt, zu der sich reichlich die Hälfte der Mitglieder eingefunden hatte. Nach der Eröffnung und der Verlesung der Niederschrift wurden eingeführt in den Ver­ein die Kameraden: Bernh. Garbade jun., Ludw. Harjes, Joh. Blanke, Bernh. Garbade II. Zwei Einzuführende fehlten. Aufgenommen wurden die Kameraden: Karl Plump, Herm. Harms, Wilh. Torsch, Herm. Lankenau, Herm. Meyer; vorgeschlagen zur Auf­nahme wurde 1 Mann.

Kamerad D. Evers erstattete sodann Bericht über den Unterhaltungsabend. Der Vorsit­zende ersuchte, sich an dem Bezirks-Kriegerfeste in Blumenthal am Himmelfahrtstage recht zahlreich zu beteiligen. In diesen Tagen wird eine Liste circuliren, dessen schleunige Ausfüllung erbeten wird, da dieselbe möglichst schnell dem festgebenden Verein übersandt werden müsse. Zu dem Kriegerfeste des Bremer Landes-Kriegerver­bandes am 5. Juni in Gröpelingen wird vom Vereine eine Sektion abgeordnet. Ebenso wird für den gleichen Tag in Loxstedt bei der Fahnenweihe eine Abordnung unsern Verein vertreten. Nach Erledigung mehrerer Vereinsangelegenheiten wurde die Sitzung mit einem Kaiserhoch geschlossen.

11. Dezember 1898

Ritterhude. Die heute Nachmittag abgehaltene Versammlung des Kriegervereins war sehr zahlreich besucht; reichlich 3/4 aller Kameraden war anwesend. Nach der Eröff­nung durch den Vorsitzenden mit einem Kaiserhoch, der Verlesung der Niederschrift, der Hebung der Beiträge, erstattete der Obmann des Festausschusses den noch aus­stehenden Bericht über die Sedanfeier.

Sodann wurden eingeführt in den Verein: Hermann Meyer, Bernh. Christ. Rotermund. Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers, so wurde alsdann beschlossen, soll am Sonntag den 28. Januar nächsten Jahres in üblicher Weise gefeiert werden. Der An­fang ist auf pünktlich 7 1/2 Uhr festgesetzt. Die Musik wird von 10 Mitgliedern der Krie­gercapelle ausgeführt. In den Festausschuß wurden gewählt die Kameraden: Friedr. Lüerssen, Friedr. Garfes, Joh. Gondelach, Mart. Steiln, Otto Kohnert. Eintrittskarten zu der Kaisers-Geburtstagsfeier sind im Vorverkauf zu haben bei den Kameraden Mart. Steiln, Georg Wellbrock, Joh. Gondelach und Joh. Brünjes für Herren a 1 M., Damen 30 Pf., Nichttänzer 50 Pf., während die Herrenkarten an der Kasse 1,25 M. kosten. Es ist dahin zu streben, die Kasse zu entlasten und die Karten möglichst im Vorverkauf unterzubringen.

Nunmehr wurden die Rollen verteilt und die Mitwirkung bei Stellung der lebenden Bilder bestimmt, so daß schon jetzt der Anfang zum Üben gemacht werden kann. Nur so ist Ersprießliches zu erhoffen, und so wird sich die Feier ihren Vorgängern ebenbürtig zeigen können. Ein weiterer Beschluß ging dahin, im Frühjahre den Recitator Fritz Döll-Flensburg einzuladen, um nach Schluß des geschäftlichen Teiles in Anwesenheit der Gäste und Freunde des Vereins aus seinen Kriegserlebnissen zu erzählen. Das Nähere darüber soll in der Generalversammlung im Januar besprochen werden.

In der Angelegenheit betr. Fahnenbeschaffung soll nach heute ausgewählten Skizzen eine Zeichnung möglichst bald angefertigt werden und diese nebst einem Gesuche an das Ministerium eingereicht werden zur Genehmigung, so daß hoffentlich im nächsten Jahre der Verein in der Lage ist, ein äußeres Zeichen der Zusammengehörigkeit besit­zen zu können.

Kamerad J. D. Plump hat der Bibliothek ein Buch “Zeitz, Kriegserinnerungen” geschenkt, wofür ihm der Dank des Vereins durch Erheben von den Sitzen zu Teil wird. Kamerad Bibliothekar Kohnert liest sodann am Schlusse der Sitzung aus diesem schönen Buche ernste und heitere Stellen vor, um die Lesefreudigkeit der Kameraden zu erhöhen. Für die Waisen deutscher Krieger wurden 7,30 M. gesammelt.

22. Januar 1899

Die Generalversammlung des Kriegervereins findet am Sonntag 15.1. um 7 1/2 Uhr Abends statt, da die Lokalitäten des Vereinswirthes am Nachmittag durch auswärtige Vereine, die ihre Kohlfahrt nach hier machen, benutzt werden. Schon seit mehreren Sonntagen kommen Bremer Vereine und Gesellschaften hierher und noch für mehrere Sonntage liegen Anmeldungen vor.

(Bericht über die Versammlung: Zahl der Mitglieder am 1.1.1898  48, am 1.1.1899  62. Feste werden wie üblich geplant. Teilnahme an verschiedenen Fahnenweihen und an der Jubelfeier vom Gesangverein “Concordia”.)

5. September 1899

Ritterhude. Der Kriegerverein hatte zur Vorfeier des Sedantages die Kinder der hiesi­gen sechs Schulklassen am Freitag Abend in den Beisner’schen Saal geladen, um ihnen Nebelbilder zu zeigen. Fast sämtliche Schüler und mit ihnen ihre größeren und kleineren Geschwister waren herbeigekommen, so daß der geräumige Saal die Menge kaum zu fassen vermochte. Es wurden den Kindern Bilder aus dem Leben Jesu, Kriegsbilder von 1870/71, sonstige Bilder aus dem Leben und neben einigen humori­stischen Szenen mehrere Farbenspiele gezeigt. Die leicht empfindlichen Gemüter der Kleinen wurden beim Anblick der ernsten und komischen Bilder aufs Angenehmste berührt, was die allgemeinen Rufe des Staunens und der Freude bekundeten. Die Veranstaltung bot des Nützlichen, Angenehmen und Rührenden vieles. Die Herren Wäbekindt und Kohnert, die sich in uneigenütziger Weise in den Dienst der guten Sache gestellt hatten, werden des Dankes der Kleinen gewiß sein.

9. September 1899  (notiert)

Die Versammlung des Kriegervereins wurde durch den Kam. Georg Evers mit einem Kaiserhoch eröffnet. Genehmigung zur Führung einer Fahne ist eingegangen und wur­de verlesen.

17. Januar 1900

Generalversammlung. Am 1.1.1899  62 Mitglieder, jetzt 65 Mitglieder.

3. Juni 1900  – Anzeige

Fahnenweihe des Kriegervereins Ritterhude und Umgegend am Sonntag, den 17.Juni. Programm:  1 – 3 Uhr: Empfang der Gäste.  3 Uhr: Abmarsch zum Festplatze Garba­des Gehölz, daselbst Feldgottesdienst und Weiheakt.   4 1/2 Uhr: Festzug.   5 Uhr: Festspiel: “Deutsche Treue”.   6 Uhr Konzert der Leher Matrosen Artillerie-Kapelle.

7 Uhr: Festball in den Sälen bei Wellbrock und Beisner.

Eintrittspreise. Herrenkarte für das ganze Fest  1,50 M.; Damenkarte 0,50 M. Herren­karte für den Festplatz (auch Nichttänzer) 0,50 M.; Damenkarte 0,30 M.  Tanzband für Herren 1,25 M.

Es ladet freundlichst ein                   Die Festleitung.

Ritterhude. Langsam rückt der Tag näher, an dem unser Kriegerverein das schöne Fest seiner Fahnenweihe feiern kann. Die Vorbereitungen, die seit längerer Zeit in Angriff genommen sind, spitzen sich immer mehr und mehr zu, so daß bereits die Einzelausschüsse ihrer Ämter walten. Der Festtag wird folgenden Verlauf nehmen.

Von 1 – 3 Uhr Empfang der geladenen Vereine und der Ehrengäste, danach Abmarsch zum Garbade’schen Gehölze, woselbst die Weihe vorgenommen werden soll. Hier findet zunächst ein Feldgottesdienst statt, gehalten von Herrn Pastor Degener hierselbst. Nach der dann folgenden Begrüßung der Gäste durch den Festvorsit-zenden, den Ortsvorsteher ect. wird Herr Kamerad Justizrat Dr. Mallet-Osterholz den Weiheakt vollziehen und die Ehrendamen entrollen das neue Panier. Der weitere Verlauf der Weihe ist der bei Kriegervereinen übliche, so daß eine weitere Erörterung an dieser Stelle unnötig erscheint. Es wird sich nun der Festzug durch den Ort in Bewegung setzen, der sich schließlich im Sommergarten des Vereinswirtes auflöst.

Daselbst findet bei günstigem Wetter die Aufführung des Festspieles “Deutsche Treue” statt, während bei ungünstiger Witterung die Zuflucht in einen der Festsäle genommen werden muß. An das Festspiel schließt sich ein Konzert der Leher Matrosen-Artillerie-Kapelle unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Waldow an. Abends ist in den Festsälen der Herren Wellbrock und Beisner Ball. Bei Eintritt der Dunkelheit werden beide Gärten illuminirt. Zu dem Feste haben mehrere Budenbesitzer ihr Kommen zugesagt, so daß ein marktähnliches Getriebe wahrscheinlich sein wird. U.a. ist ein Karussell, eine Schaukel, Schieß- und Spielbuden angemeldet, Kuchen und Südfrüchte werden dem Publikum angeboten und dem Kräftigen ist Gelegenheit gegeben, seine Kraft mit einem Schlaghammer zu zeigen. Ist nur das Wetter gut, so wird die Beteiligung, auch von auswärts, an diesem Feste, einem Volksfeste, sehr rege sein.

 

Sonntag, 17. Juni 1900

Fahnenweihe des Kriegervereins Ritterhude und Umgebung

Fast alle Vereine unseres Ortes haben in dem letzten Jahrzehnt größere Feste began­gen und viele auswärtige Vereine und Korporationen zur Mitfeier gebeten. Sämtliche Feste waren zur Zufriedenheit aller Teilnehmer arrangiert und verliefen auch dement­sprechend, so das Sängerfest des Unterweser-Sängerbundes (“Concordia”), Jubelfeier (derselbe Verein), Fahnenweihe (“Harmonia”), Fahnenweihe (Turnverein “Frisch auf”), Bezirksturnfest (derselbe) ect. In diesem Jahre nun war der “Kriegerverein Ritterhude und Umgegend” in der Lage, nach reichlich vierjährigem Bestehen das Fest seiner Fahnenweihe zu feiern. Daß es die Kameraden von Nah und Fern sich nicht nehmen ließen, an diesem letzten Feste eines Vereins des Unterweserbezirks des deutschen Kriegerbundes (der sich bekanntlich am 1. Juli in Kreiskriegerverbände gliedert) teilzu­nehmen, ist wohl zu erwähnen.

Noch stärker freilich wäre der Zuzug gewesen, hätten nicht am gleichen Tage in Hemelingen der letzte Abgeordnetentag des vorgenannten Bezirks und in der näheren und weiteren Umgebung unseres Festortes andere Festlichkeiten, wie Schützenjubel­fest, Bundessängerfest, Turnerfahnenweihe ect. stattgefunden. Die Mitglieder der Festleitung hatten ihr Möglichstes getan, um die Feier gut vorzubereiten und zu einem guten Gelingen zu bringen. Wie weit ihnen letzteres gelang, darüber hörte man nur eine Stimme des Lobes; alle Teilnehmer waren voll befriedigt von dem, was geboten wurde.

“In Ritterhude ist’s wohl arm” – nach einem alten Worte – “aber warm”. Ja, mollig fühlten sie sich gar bald, die alten lieben Kameraden, die zu Fuß, zu Wagen, per Rad, Motorboot und mit der Bahn herbeigekommen waren. Nach herzlicher Begrüßung durch die Mitglieder des Empfangsausschusses an den Empfangsstellen fand das erste Wiedersehen seit dem großen und schönen Kriegerfeste in Vegesack (am Himmelfahrtstage) in den Festlokalen bei Wellbrock und Beisner statt. Nach etwa 1/2stündigem Austausche einiger Freundschaftsworte rief das Signal “Das Ganze – sammeln!” zum Dienste heraus. Recht bald war die Aufstellung beendet und, nachdem die Fahnenträger unter den Klängen des Präsentiermarsches eingetreten waren, ging es mit flotter Marschmusik zum Weiheplatze, dem Gehölze des Gutsbesitzers B. Garbade.

Hatte es schon vorher mit Regen gedroht, so setzte er nunmehr in ganzer Fülle ein. und während es in Strömen goß, betrat der Ortsgeistliche, Herr Pastor Degener, die mit frischem Grün geschmückte Kanzel, um nach dem gemeinsamen Gesange des Lutherliedes “Ein’ feste Burg ist unser Gott” eine Feldpredigt über Epheser 6, 11 “Ziehet an den Harnisch Gottes” zu halten. Nach Gebet und Segen endete der Feldgot­tesdienst mit dem Liederverse “Nun danket alle Gott”.

Auf der Tribüne hatten sich die Fahnenträger, Ehrendamen, Ehrengäste, Redner ect. zum Weiheakte aufgestellt. Kamerad Kohnert sprach mit weithin schallender Stimme einen Prolog in gebundener Rede, worauf der Festvorsitzende, Kamerad J. F. Schilling, die werten Gäste herzlich bewillkommnete und ein kräftiges dreifaches Hurrah auf Se. Majestät den Kaiser und König ausbrachte, dem der Gesang der Nationalhymne folgte.

Herr Gemeindevorsteher A. Lindemann entbot den fremden Gästen im Namen der Gemeinde seinen besten Gruß. Dann ergriff der Vorsitzende des Kreiskriegerverban­des, Kamerad Justizrat Dr. Mallet- Osterholz, das Wort zu einer kernigen Weiherede, anknüpfend an den Spruch “Mit Gott für König und Vaterland”. Die Hülle fiel und die Fahne, ein Meisterwerk der Stickerei aus der Fabrik Franz Reinecke-Hannover, zeigte sich in ihrer Pracht. Die eine Seite der seidenen gestickten Fahne trägt die Deutsche Nationalfarbe. Inmitten des Feldes zeigt sich der preußische Adler mit der Krone, um­geben von einem Lorbeerkranze. Oben und unten stehen in geschmackvoller Stellung die Worte “Kriegerverein Ritterhude und Umgegend, gegründet 1896”. Die Ecken der Seiten werden durch allerlei Ornamente geziert. Die andere Seite, in Creme ausgeführt, hat die Devise “Mit Gott für König und Vaterland”. Die Hauptfigur ist die Germania mit Krone und Sockel. Letzterer wird nach den Seiten abgegrenzt durch Waffen, Fahnen, Tornister ect. im Eichenkranze. In den Ecken steht der Wahlspruch des festgebenden Vereins “In Not geduldig, im Glück gütig, frisch vorwärts in Gefahr!”

Mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland, dem das Lied “Deutschland, Deutschland über alles” folgte, endete der Redner seine gehaltvolle Ansprache. Nachdem der Weih­redner die Fahne an den Vorsitzenden des Vereins, Kamerad Wäbekindt, übergeben hatte, übertrug dieser sie dem auserkorenen Fahnenträger in dem Bewußtsein, das Wahrzeichen der Treue, das Symbol der Einigkeit und Kameradschaft keinem Unwür­digen anvertraut zu haben. Mit einem kräftigen Handschlag und dem Gelöbnis, das ihm anvertraute Pfand zu schirmen und zu wahren “furchtlos, beharrlich und treu” übernahm Kamerad Evers das Panier. Nun stimmte der Männergesangverein “Concordia” unter Leitung seines Dirigenten Herrn Kronberg ein markiges Fahnenlied an, das von einem Mitgliede des Kriegervereins für den besonderen Zweck passend umgedichtet war. Die Ehrendamen (zwölf an der Zahl) und die in dem Festspiele mit­wirkenden Damen ließen nun durch Fräulein Sophie Thielbahr dem Verein ein kostba­res, prächtig gearbeitetes Fahnenband zur Erinnerung an diesen schönen Tag überrei­chen. Als äußeres Zeichen der Zuneigung zum festgebenden Vereine hatte es sich der Kreisverband, mehrere Vereine ect. nicht nehmen lassen, Geschenke in Gestalt von Fahnennägeln mit entsprechenden Widmungsworten zu spenden.

Der Vorsitzende, Kamerad Wäbekindt, dankte allen, die bei dem schönen unvergeßli­chen Akte der Fahnenweihe Zeugen gewesen waren, dankte auch denen, die als Geschenkgeber gekommen seien und gab namens des Vereins das Versprechen, die Mahnung, die ihnen durch Überreichung der sinnigen Symbole zugerufen sei, nicht ungehört verhallen zu lassen; verbunden wollen wir im Weiteren und im Engeren. Nicht nur der Fahne sollen die herrlichen Gaben ein schöner Schmuck, sondern auch dem Vereine ein ständiger Sporn sein, fortzuwandeln die Pfade der Ehre, der Treue und der Kameradschaft. Zur Erinnerung an die schönen Stunden wurden allen Fahnen von den Ehrendamen Fahnenbänder als Angebinde angeheftet.

Ein Hoch auf die Kameradschaft, dem der Gesang der 1. Strophe des von Kameraden Kunoth gedichteten Bundesliedes folgte, schloß die schöne Feier, die leider an Wirkung einbüßte, da die guten Worte der Redner nur den Vorstehenden zu Ohren kamen, für das Gros ging alles in dem Geräusch des auf die aufgespannten Schirme, die zudem alle Aussicht benahmen, niederprasselnden Regens unter.

Nun ordnete sich der Festzug, der sich unter Vorantritt der Leher Matrosen-Artillerie-Kapelle durch den mit Fahnen und Ehrenpforten, Enblemen ect. überreich festlich geschmückten Ort bewegte. Die Ordnung des Festmarsches war:

3 Vorreiter im schwarzen Anzug und hohen Hut  –  Musikkapelle  –  Veteranen des Vereins  –  Mitglieder des Vorstandes  –  Ehrendamen auf Wagen  –  Wagen mit den Ehrengästen  –  Kriegerverein Lesum  –  Kriegerverein Scharmbeckstotel  –  Krieger­verein Schwachhausen  –  Kriegerverein Vegesack  –  Kriegerverein St. Jürgen  –  Krie­gerverein Lehe  –  Kriegerverein Stotel  –  Kriegerverein Aumund  –  Kriegerverein Blu­menthal  –  Kriegerverein Walle  –  Gesangverein Harmonie  –  Festwagen mit der Germania, Schwert und Schild haltend und von den Kriegern der Land- und Seewehr umstanden  –  Kriegerverein Osterholz  –  Kriegerverein Hambergen  –  Kriegerverein Vollersode  –  Kriegerverein Horn  –  Kriegerverein Worpswede  –  Kriegerverein Fal­kenberg  – Kriegerverein Burg  –  Kriegerverein Scharmbeck  –  Krieger- und Wehrver­ein Gröpelingen  –  Turnverein “Frisch auf”  –  Gesangverein “Concordia”.

Nach Beendigung des Zuges fand in Wellbrocks Saal Konzert der Marinekapelle statt, während in Beisners Saal das Festspiel von Lilienkron “Deutsche Treue” zur Auffüh­rung gelangte. Das Stück versetzt uns in die Zeit Friedrichs des Großen. Es wird darin dargestellt, wie ein im Biwak kampierender Kürassier (Kamerad Wäbekindt) durch den Gesang eines ihm und seinem Lieb wohlbekannten Liedes von Heimweh fortgerissen wird und er infolgedessen desertiert und zu seinem Heimatdorfe eilt. Er wird von einer Patrouille ergriffen und dem Regimente überliefert, wo er für sein Vergehen kriegs­rechtlich zum Tode durch die Kugel verurteilt wird, obwohl Leutnant von Bork (Kamerad Meyer) ein gutes Wort für ihn einlegt. Des Kürassiers Lieb (Fräulein Schil­ling) sucht den Spruch zu mildern oder ganz aufzuheben und bringt es soweit, daß Rittmeister von Krokow (Kamerad Döring) dem Deserteur den Wunsch bewilligt, an der morgigen Schlacht gegen die Russen teilnehmen zu dürfen. In diesem heißen Gefechte holt der Brave die schon in Feindeshand befindliche Standarte heraus, bringt sie zum Regimente und meldet sich gleichzeitig, die über ihn verhängte Strafe über sich ergehen zu lassen. Nun meldet sich aber fast in demselben Augenblicke die Braut des Tapferen, um für ihn jede Strafe zu leiden, da der König solcher braven Soldaten bedarf. Daß General Seidlitz (Kamerad Gerdes) ob solcher Treue Gnade für Recht walten läßt und auf der Stelle aus den beiden treuen Herzen ein Paar macht, ist ein guter Schluß des Stückes. Ein anderes Paar wird frisch gebacken aus dem Unteroffizier Berndt (Kamerad Kohnert), dem der Deserteur zur Bewachung übergeben war, und der Schwester (Fräulein A. Köhn) des Letzteren. Eine dankenswerte Rolle spielt in dem ganzen Stück der gesprächige Wirt Peter Casper (Kamerad Harms), der es beileibe nicht vertragen kann, daß in der Nähe seines Hauses “geschossen und gebummert” wird und der auf die beiden “niedlichen und appetitlichen Mädchen” ein Auge geworfen hat, die ihm nun so “weggeschnappt” werden. Die Darstellenden entledigten sich ihrer Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit und ernteten nach Schluß des Stückes lebhaften Beifall.

Nun entwickelte sich in und bei den Festlokalen trotz des mehr oder minder anhalten­den Regens eine ganz animierte Stimmung. Ein Freund hatte einen anderen gefunden, den er vorher zu treffen noch nicht Gelegenheit hatte und beim Glase guten Gersten­saftes wurde das frohe Wiedersehen gefeiert. Die holde Weiblichkeit gesellte sich unter die feiernden Krieger und sonstigen Patrioten und hielt als echte deutsche Frauen und Jungfrauen mit allen wackern Stand. Das schöne Konzert der Leher Matrosen-Artillerie-Kapelle unter Leitung ihres Dirigenten, des Herrn Waldow, trug nicht zum geringen Teile zur Erhöhung dieser Stimmung bei. Für den leiblichen Menschen sorgten die beiden Wirte in zuvorkommender Weise, daß auch in dieser Beziehung keine Klagen laut werden konnten. In der Nähe der Festlokale hatten schon rechtzeitig die Budenbesitzer ihre Geschäfte geöffnet und boten ihre Waren den Kauflustigen feil. Die Besitzer des Karussells und der verschiedenen Buden werden mit der Einnahme zufrieden sein.

Später vereinigte sich Alt und Jung zum Festballe in den beiden Sälen. Wie lange dabei ausgehalten wurde, darüber schweigt des Berichterstatters Höflichkeit. Doch gemütlich ging es her, urgemütlich, “just as wenn Jan frie’n will un hett keen Brut”, das kann ausdrücklich hervorgehoben werden, wenn man etwa zur Gemütlichkeit rechnet, im Tanze mal einem kleinen oder größeren Puffer ausgesetzt zu sein. Doch so etwas muß man bei solcher Gelegenheit mit in Kauf nehmen. Recht ernst mit dem Tanz nahmen es die älteren Herren; unverdrossen schienen sie dem Nachwuchse zeigen zu wollen, daß sie doch noch etwas mehr Ausdauer hätten als die jungen Leute, die es sich auch sauer werden ließen.

Zieht der festgebende Verein die Bilanz seines Festes und legt Gewicht auf den schönen Verlauf desselben, so kann er ruhig schreiben: bis auf den programmwidrigen Regen in allen Teilen wohl gelungen, das schönste Fest, was wir bisher gefeiert haben.

27. Juni 1900

Ritterhude. Am Sonntag veranstaltete der Kriegerverein eine Nachfeier seiner Fahnen­weihe zum Zwecke der Nagelung der dem Vereine an seinem Ehrentage vom Bezirks­vorstande in Bremerhaven, der Fahnenfabrik Fr. Reinecke-Hannover, Herrn Ritterguts­besitzer G. v. Gröning hier, den Kriegervereinen St. Jürgen, Osterholz, Horn und Vollersode geschenkten Fahnennägel. Gleichzeitig wollte der Verein durch Wiederholung des Festspiels “Deutsche Treue” den hiesigen Einwohnern seinen schwachen Dank ausdrücken für die prächtige Ausschmückung des Festortes und die freundliche Aufnahme der lieben auswärtigen Gäste am Weihetage.

Der Einladung war eine so stattliche Anzahl von Freunden und Gönnern des Vereins gefolgt, daß der Saal überfüllt war. Nach einer Begrüßung und dem Kaiserhoch deklamierte Kamerad H. Meyer “De Krieg breckt los” aus “Chrischan Pampel”. Und Kamerad Kohnert rezitierte das Meerheimb’sche Psychodrama “Der Sergeant von Alsen”. Namentlich die letzte Dichtung machte auf die Anwesenden einen so nachhaltigen Eindruck, daß einer der Herren Veteranen aus Bremen (die zufällig eine Fußtour nach hier gemacht hatten und vom Vorstande zur Teilnahme an der Nachfeier eingeladen wurden) einige Episoden aus der damaligen Zeit zum Besten gab, die um so mehr an­sprachen, als der Kamerad “selbst dabei gewesen” war.

Nachdem gemeinschaftlich das Lied “Wir heißen Deutsche” gesungen war, wurde die Nagelung der Fahne vorgenommen. Der Fahnenträger und die Begleiter hielten die Fahne, in deren Schaft vom Vorstande unter den Aussprüchen kräftiger Wahlsprüche die Nägel eingeschlagen wurden. Sodann folgte die Aufführung des Festspieles, das auch diesmal den Beifall aller errang, so daß die Darsteller sich wiederholt zeigen mußten. Es folgte der Gesang des Liedes “Wo Mut und Kraft”, und der offizielle Akt hatte sein Ende erreicht. Der in Kriegervereinen bekannte Herr Kamerad Fritz Müller-Bremen dankte beim Abschiede allen herzlich für den Genuß, brachte ein kräftiges Hepp, hepp, hurrah auf das Wachsen, Blühen und Gedeihen des Vereins und ver­sprach im Namen seiner Kameraden, die nächste Einladung der Ritterhuder zu befol­gen, da es ihnen allen wohl gefallen habe.

Prächtig nahm es sich nun aus, als die Schauspielertruppe in ihren Kostümen und die Ehrendamen des letzten Sonntages zum ersten Walzer, dem sogenannten Ehrentanz antraten. Recht bald waren Tische und Stühle zur Seite geräumt, und viele Paare setz­ten sich in die drehende Bewegung. Noch recht oft wiederholten sich diese Bewegun­gen, es wurde spät, immer später und wieder früh und obwohl das Programm scherz­weise die Worte “Nach Hause geh’n wir nicht” enthielt, rüstete man sich langsam zum Heimgange, da es bereits zu tagen begann. Die schöne Nachfeier zur Fahnenweihe war beendet, an die jedenfalls noch oft zurückgedacht wird.

 

16. Januar 1901  (notiert)

Generalversammlung des Kriegervereins. Mitgliederzahl 1900  65,  Neuzugänge 6, jetzt 71 Mitglieder.

23. Januar 1901

Ritterhude. Die Feier des Gedenktages der preußischen Königskrönung verbunden mit der des Geburtstages Sr. Majestät wurde am Sonntag Abend vom Kriegerverein im Wellbrock’schen Saale begangen. Viele patriotisch gesinnte Einwohner hatten sich dazu eingefunden, so daß der Saal voll besetzt war. Mit vielem Beifall wurden die einzelnen Nummern des Programms, besonders die Aufführungen der beiden Einakter, aufgenommen. Ein urgemütlicher Ball hielt die Festteilnehmer in gehobener Stimmung lange beisammen. Kein Mißton störte die schöne Feier.

Auch in diesem Jahre wird bei dem Gastwirte August Kastens ein Essen zur Feier des Geburtstages des Kaisers stattfinden und zwar am Sonnabend, den 26. d.Mts. Eine Liste mit der Aufforderung zur Teilnahme ist bereits in Umlauf gesetzt.

15. Januar 1902  (notiert)

Jahreshauptversammlung des Kriegervereins. 1. Vorsitzender Friedrich Wäbekindt, Stellvertreter Georg Evers.

19. Januar 1902 (notiert)

Festessen zur Feier des Geburtstages seiner Majestät des Kaisers am 25.1. bei Beis­ner. Ball zur Geburtstagsfeier am 26.1.

16. Oktober 1902  (notiert)

Jacob Cohen als neuer Kamerad eingeführt.

29. Januar 1903  Anzeige

Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers bei Wellbrock. Der Vorstand des Krieger­vereins lädt dazu ein.

13. Januar 1904  (notiert)

Versammlung des Kriegervereins. Kamerad Vorsitzer hielt den Jahresbericht. Durch­schnittlich 39% der Mitglieder besuchten die Veranstaltungen. Vorstand bleibt beste­hen. 1. Vorsitzender ist Friedrich Wäbekindt, für den Kameraden Wellbrock wird als Schriftführer Kamerad H. Schröder gewählt.

13. Januar 1904 – Bremer Bürger-Zeitung

Ritterhude. Der hiesige Kriegerverein “erfocht” im verflossenen Geschäftsjahr – nicht etwa einen glorreichen Sieg über die Sozialdemokraten – bewahre, nur 20,90 Mk. Der “Fecht”unterricht in der “Fecht”schule muß doch wohl sehr mangelhaft sein, wenn nicht mehr “erfochten” werden konnte. Traurige Fechtbrüder!

16. März 1904

Ritterhude. Der Kriegerverein hielt am Sonntag in seinem Vereinslokale, dem H. Schröder’schen (vormals G. Wellbrock) Gasthause, seine Märzversammlung ab. Der Vorsitzende eröffnete sie mit einem Hoch auf den Kaiser, den Protektor des Preußi­schen Landeskriegerverbandes, der den Kriegervereinen einen neuen Gnadenbeweis gegeben hat durch die Ernennung des Kronprinzen zum Ehrenvorsitzer des genannten Verbandes. Zu Ehren des zur großen Armee abberufenen Generalfeldmarschalls Graf Waldersee erhoben sich die Kameraden von ihren Sitzen.

Eingeführt in den Verein wurde das neue Mitglied Karl Gustav Rehbein. Die in der Januarversammlung vorgelegte Jahresrechnung war inzwischen revidiert und in guter Ordnung befunden, so daß dem Kassierer J. D. Plump der Dank des Vereins in übli­cher Weise ausgedrückt und er entlastet werden konnte. Der Obmann des Festaus­schusses, Kamerad Schwarze, berichtete sodann über den Verlauf der Feier des Geburtstages Sr. Majestät im Verein und stellte das finanzielle Ergebnis fest.

Auf Antrag des Vorstandes wurde aus der Mitte der Versammlung ein Ehrenrat, beste­hend aus den Kameraden Cl. Bischoff, Chr. Bischoff, J. F. Schilling, J. H. Meyer, Seb. Mahlstedt, Herm. Lankenau, G. Rehbein I. gewählt. Nach Erledigung des Punktes Ver­schiedenes konnte die Versammlung mit einem Hoch auf das Vaterland geschlossen werden. Nun wurde nach den Liederbüchern gegriffen, die längere Zeit der Ruhe gepflegt hatten, und manches schöne Lied stieg empor.

12. Mai 1904  (notiert)

Versammlung. Der Vorsitzende gab einen Rückblick auf die Zeit des Bestehens des Vereins, der am Sonntage genau sein achtjähriges Stiftungsfest feiern könne.

Juni 1904  (notiert)

Kriegerverein Kreis Osterholz – Fahnenweihe in Hambergen. u.a. Beratung, ob Mit­gliedschaft von Sozialdemokraten im Kriegerverein gestattet sein soll. Es wurde beschlossen: bereits bestehende Mitgliedschaft könne bestehen bleiben, aber keine Neuaufnahmen von Sozialdemokraten in den Kriegerverein. Anschließend verschiedene Ansprachen zur Fahnenweihe. Kamerad Wäbekindt brachte einen Toast auf die Frauen und Jungfrauen.

30. November 1904

Ritterhude. Der Kriegerverein veranstaltete am letzten Sonntage einen Unterhaltungs­abend, der trotz des ungünstigen Wetters und der grundlosen Wege einen guten Besuch gefunden hatte. Aus Vegesack hatten sich mehrere Kameraden eingefunden, die eine freundliche Aufnahme fanden. Das Programm hatte eine reiche Fülle an lebenden Bildern, ernsten und scherzhaften Theaterstücken, reizenden Kostümduetten und erheiternden Deklamationen, daß den Besuchern die Zeit wie im Fluge dahin ging. Zwischendurch wurde gemeinschaftlich ein Lied gesungen, und einige Mitglieder der Bremer Militärkapelle lieferten eine angenehme Unterhaltungsmusik. Alle dürften an dem Abend, dem zum Schluß auch ein Tänzchen nicht fehlte, volle Befriedigung gefunden haben, nicht zum wenigsten die Mitwirkenden, die ihrer Sache sicher waren, sich ihrer in durchweg guter Weise entledigten und infolge dessen lebhaften Beifall ernteten.

Unter den theatralischen Gaben ist besonders erwähnenswert das Festspiel “Kriegerwaisen”, das den Vorsitzer des festgebenden Vereins, Kamerad Lehrer Wäbe­kindt zum Verfasser hat. Der Inhalt ist kurz folgender: Zwei Waisenkinder wandern notdürftig gekleidet und hungernd durch die Winterkälte. Ermattet setzen sie sich auf eine am Weg stehende Bank. Im Schlafe umschweben sie Engel, die einen tröstenden Gesang singen und ihnen in der Ferne das Kriegerwaisenhaus Glücksburg erscheinen lassen. Nachdem die Engel wieder entschwunden sind, erwachen die Kinder. Ein Kamerad, dem ein Engel den Weg gewiesen, findet sie und bringt sie in das Waisenhaus. Der Inhalt des Stückes und die gebundene Form der Rede, vor allem auch der melodramatische Teil während der Engelerscheinung – Musik und Gesang sind von Herrn Lehrer Mehrtens-Blumenthal – verfehlen ihre packende Wirkung nicht. Die Aufführung bietet keine Schwierigkeiten, vorausgesetzt, daß eine Anzahl junger Mädchen mit Singstimme sich in den Dienst des Vereins stellt. Das Stück dürfte allen Kriegerverei­nen und Fechtschulen, falls der Verfasser es im Druck erscheinen lassen wollte, zur Aufführung empfohlen werden.   Lg.

13. Dezember 1904  (notiert)

Versammlung des Kriegervereins. Um unserer Friedenseiche eine neue Einfriedigung geben zu können, hat sich der Gemeindeausschuß bereit erklärt, dem Kriegerverein zu den Kosten 50 Mark zu überweisen. Sobald nun die neue Straße fertig ist, wird der Friedenseiche dieser neue Schmuck umgelegt.

11. Januar 1905  Generalversammlung des Kriegervereins.

22. Januar 1905  Kaiser-Geburtstagsfeier am 29.1. im Vereinslokal mit Programm.

15. März 1905

Ritterhude. Der Kriegerverein hielt am Sonntag eine gut besuchte Versammlung ab. Nach der Eröffnung derselben durch ein Kaiserhoch erhoben sich die Anwesenden zu Ehren des kürzlich verstorbenen Kameraden Joh. Reitemeyer von ihren Plätzen. Die in der Januar-Versammlung vorgelegte Jahresrechnung war von den Revisoren geprüft und in bester Ordnung befunden, so daß dem Kassenführer, Kam. J. D. Plump, Entla­stung erteilt und ihm der Dank der Versammlung ausgesprochen werden konnte. Über den schönen Verlauf der Geburtstagsfeier des Kaisers gab der Obmann des Festaus­schusses ausführlichen Bericht. Namens des Vereins dankte Kam. Vorsitzer dem Festausschusse für seine mühevolle, aber von Erfolg gekrönte Tätigkeit.

Als neue Mitglieder wurden aufgenommen die Kameraden Wilh. Pohlmeyer, Jürgen Menke, Hugo Wächter, Heinrich Grote, Georg Klingemann, Otto Eickhoff, Ludwig Ahrens; eingeführt wurde Kam. Aug. Schnaars; vorschlagen ließ sich ein Kamerad. Zu Vertretern für den Abgeordnetentag des Kreiskriegerverbandes wurde Kamerad J. D. Plump wieder – und der bisherige Ersatzmann Joh. Luerßen neugewählt; zum Ersatz­mann wählte die Versammlung den Kam. Georg Evers.

Kamerad Vorsitzer ersuchte die Mitglieder, da eigentlich nur immer dieselben Kamera­den an den Versammlungen und Festlichkeiten teilnehmen, darauf hinzuwirken; daß auch die säumigen Besucher unserer Zusammenkünfte sich etwa mehr zeigen möch­ten.

Eine Einladung zu einem am 27. März stattfindenden Abschiedskommers zu Ehren des zum 1. April aus dem Amte scheidenden Herrn Hauptlehrers Allermann wurde gern angenommen und eine Anzahl von Kameraden wird ihr Folge leisten. Die nächste Vereinsversammlung findet statt am Sonntag, dem 7. Mai. Mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland und dem Gesange des Liedes Deutschland, Deutschland über alles wurde die Sitzung geschlossen.

 

31. August 1905

Ritterhude. Der Tag von Sedan rückt näher, und da rüstet wie alle gleich gesinnten Vereine sich auch unser Kriegerverein wieder, dieses Tages in angemessener Weise durch eine Feier zu gedenken. Es wird beabsichtigt, die Sedanfeier im Vereinslokale bei Herrn Gastwirt H. Schröder am Sonntag, dem 3. September durch Festrede, Auf­führungen und Ball festlich zu begehen. Der Festausschuß, der schon so manches schöne Fest vorbereitet und zu Ende geführt hat, wird auch bei dieser Gelegenheit sei­ne bewährten Kräfte in den Dienst der Unterhaltung stellen. An Aufführungen werden z.B. geboten “Die beiden Herren Leutnants”, Schwank in 1 Aufzuge von Joh. Ludwig Weber; “Kasernenschwänke”, Posse in 1 Aufzuge von Alfred Schmasow. Die humori­stische Duoscene “Christoph Eike vor Gericht” und einige Duette vervollständigen das Programm. So wird auch diese Sedanfeier sich voraussichtlich ihren Vorgängerinnen würdig anreihen.

6. Januar 1907  (notiert)

Die Unterstützungstätigkeit der Kriegervereine. Erhebung über Vermögen und Unter­stützungstätigkeit für alle dem Kyffhäuserbund der Deutschen Landeskriegerverbände angeschlossenen Verbände und Vereine alle 5 Jahre. Gesamtvermögen 1906, an Kapital, Grundbesitz und Inventar 9.735.313 Mark bei den Dachverbänden. Bei den angeschlossenen Vereinen 33.096.591 Mark. Unterstützungstätigkeit: Wohlfahrts-pflege – Unterstützung aller Art – Sterbegelder – Begräbniskosten.

16. Januar 1907  (Auszug)

… Es wurde nun eine Kommission gewählt, die der nächsten Versammlung mit Zeich­nungen, Kostenanschläge für eine neue Einfriedigung unserer Friedenseiche vorlegen soll. Es ist schon lange der Wunsch des Vereins gewesen, die jetzige Einfriedigung durch eine neue und würdigere zu ersetzen. Und da nun unser Ort die schöne breite Straße bekommt, kommt auch der Kriegerverein der Verwirklichung seines Planes näher. In anerkennenswerter Weise haben einige Dorfkinder, denen es in New York gut geht, dem Verein eine Spende zur Verfügung gestellt, die von dem Gemeindeaus­schusse um 50 Mark erhöht wurde. Der Verein nimmt die Stiftungen mit bestem Dank an und will durch freiwillige Beiträge von seinen Mitgliedern ein Kapital zusammen­bringen, das es ermöglicht, der Friedenseiche eine wirklich schöne Einfriedigung zu geben, die der hübschen Eiche und dem Orte zur Zierde gereichen soll.

 

19. Februar 1907  Abdruck eines Vortrages von Lehrer Wäbekindt-Ritterhude, im Logenhaus zu Vegesack. Thema: Niedersächsische Dichter und Dichtungen.

 

15. Mai 1907  (notiert)

Versammlung. Der Verein wird an der Bannerweihe des Radfahrervereins “Wanderlust” am 11.8. teilnehmen. Herr Friedrich Evers und Joh. Wellbrock in New York haben dem Verein 38 Mark für die Einfriedigung der Friedenseiche zugestellt.

 

16. Oktober 1907

Versammlung. Die Kameraden Handwerker legten Skizzen vor für die neue Einfriedi­gung der Friedenseiche. Sämtliche Zeichnungen fanden den Beifall der Kameraden und da doch nur eine zur Ausführung kommen kann, so mußte man sich durch Aus­gabe von Nummern für eine entscheiden. Von dieser soll einer Kommission in Kürze eine Baubeschreibung und spezifizierter Kostenvoranschlag vorgelegt werden.

 

15. Januar 1908  (notiert)

Generalversammlung. 55 Teilnehmer, 81 Mitglieder. Im Berichtsjahr 6 Versammlungen mit durchschnittlich 40 Teilnehmern. 9 Kameraden versäumten keine einzige Sitzung. Sämtliche Sitzungen der letzten 3 Jahre besuchten 3 Kameraden. Der Besuch der Versammlungen ist also gut zu nennen, wenn einigen Mitgliedern auch etwas mehr Trieb zu wünschen wäre. Für den Vorstand durchweg Wiederwahl: 1. Vorsitzender Friedrich Wäbekindt, 2. Vorsitzender Georg Evers, Schriftführer Hinrich Schröder, Stellvertreter Johann Lüerßen, Kassenführer J. D. Plump, Stellvertreter Friedrich Gar­fes, Inventarverwalter Martin Schnaars, Bibliothekar Christian Schwarze.

 

8. März 1908  (notiert)

Versammlung. Die Vorarbeiten zur Beschaffung einer neuen Einfriedigung der Frie­denseiche sind von der Kommission, die in dieser Versammlung Bericht erstattete, soweit erledigt, daß die Vergebung der Arbeiten vorgenommen werden kann. Die Ein­weihung soll voraussichtlich 14 Tage nach Pfingsten, also Sonntag 21. Juni stattfinden. Der bei dem Vertretertage des Kreiskriegerverbandes Osterholz gestellte Antrag um einmalige Beihilfe zu diesem Bau soll zurückgezogen werden. Eine zum Zeichnen freiwilliger Beiträge im Versammlungslokal aufgelegte Liste zur Bestreitung der Kosten deckte sich in kurzer Zeit mit der Stiftung von etwa 80 Mark.

 

5. September 1908

Ritterhude. Der Kriegerverein hat die zur Erinnerung an die ruhmvollen Jahre 1870/71 gepflanzte Friedenseiche mit einer hübschen und dauerhaften Einfriedigung versehen lassen, wozu die Kosten in Höhe von reichlich 500 Mark durch freiwillige Spenden der Mitglieder und eine Ehrengabe der Gemeinde aufgebracht sind. Der an der Hauptstra­ße stehende prächtig gewachsene Baum, unzweifelhaft der schönste in der ganzen weiten Umgebung, ist etwa in der Mitte der 70er Jahre von dem derzeitigen Krieger­verein gepflanzt worden.

Die nach einem Entwurfe des Herrn Zimmermeisters Joh. Luerßen aufgeführte Ein­friedigung macht in ihrer sechseckigen massiven Form einen vorzüglichen Eindruck. Das Fundament, im Stile des Zyklopenbaues gearbeitet, wurde von Herrn Maurermei­ster Schreiber hergestellt. Die aus Obernkirchener Sandstein bestehenden 6 kräftigen Säulen stammen aus der Steinhauerei des Herrn Pickel in Vegesack. Das eiserne Git­ter lieferte Herr Schmiedemeister Georg Heilshorn. Der große Findling, der bei der alten Einfriedigung seinen Platz hart an der Hauptstraße behauptete, wird in entgegen­gesetzter Richtung der Eiche aufgestellt und mit einer von dem Vereinsmitgliede Herrn Rittmeister v. Marschalck gestifteten eisernen Plakette versehen. So ist denn das Stre­ben des Kriegervereins nach einer würdigen Einfriedigung der Friedenseiche von Erfolg begleitet. Mögen nun auch die Wünsche, mit denen die Stifter ihre Gaben bereitwilligst zeichneten, in Erfüllung gehen: Möge die in der Einfriedigung stehende Eiche sich kräftig weiter entwickeln und spätere Geschlechter mahnen, in Treue fest gleich den Vorfahren zu Kaiser und Reich zu stehen!

 

9. September 1908

Ritterhude. Die Sedanfeier des Kriegervereins hatte in diesem Jahre eine besondere Weihe dadurch erhalten, daß der Verein die neue Einfriedigung um die Friedenseiche ihrer Bestimmung übergeben konnte. Als am Sonntag eben die Dunkelheit sich herab­zusenken begann, marschierte der Verein unter vorantritt der Kriegerkapelle in einem Fackelzuge nach der Friedenseiche, deren neue Einfriedigung mit einem Eichenkranze umgeben war. Dort hielt der Vereinsvorsitzende, Herr Lehrer Wäbekindt, nach einem Hoch auf den Kaiser an die Mitglieder des Vereins und ein zahlreiches Publikum eine Ansprache.

In der Pflege der Ideale und in der Kultur soll unsere Aufgabe bestehen ohne Unduld­samkeit gegen andere. Nur unsere Gesinnung macht uns zu Deutschen. Die Früchte einer nationalen Gesinnung zeigten sich auch in den Kriegen. Zur Erinnerung an die Erfolge der letzten dieser ruhmvollen Tage ist die Eiche gepflanzt. Nur ein Bäumchen war diese vor Jahren gepflanzte Eiche, die sich zu einem kräftigen Stamm mit einer weitverzweigten Krone entwickelte. Manchem Sturme hat dieser Baum im Laufe der Jahre schon Trotz geboten, und manches Unwetter wird er noch zu überstehen haben. Auch in unserm Vaterlande war nach den denkwürdigen Tagen von 1870/71 nicht gleich alles groß und herrlich. Die ersehnte Einigkeit war zwar geschaffen, aber es gab noch viel zu tun zur Entwicklung und Erstarkung, und noch vieles ist zu weiterer Förde­rung und Stärkung der Zukunft vorbehalten. Wenn unser Volk sich aber aufrafft und nach außen und innen zusammenhält, und sich einig ist in dem Streben nach Größe und dem Ruhme des Vaterlandes, dann kann sich dieses immer mehr auswachsen und immer mehr erstarken zu neuer Größe und neuer Macht. Ein Hoch auf das deut­sche Vaterland beschloß die Ansprache. Nach dem Gesange des Liedes “Deutschland, Deutschland über alles” ging es in flottem Marsche zurück nach dem Vereinslokale.

Als die Fackeln verloschen waren, begann im Saale die Fortsetzung der würdevoll begangenen Feier. Der Vorsitzende gedachte in längerer Ansprache der Veteranen, de­nen das Hoch der vielen Festteilnehmer galt. Die hübschen Aufführungen fanden den wohlverdienten Beifall aller Anwesenden, da die Darsteller sich sämtlich ihrer Aufga­ben mit großem Geschick entledigten. Die Kriegerkapelle erntete für ihre Konzertmusik gleichfalls regen Beifall. Die Sammlung für die Waisen deutscher Krieger ergab den Betrag von 18,17 Mk. Ein fröhlicher Ball hielt die Teilnehmer im vollbesetzten Saale in gemütlichster Stimmung noch lange beisammen.

 

13. Januar 1909  Auszug

Generalversammlung. Der Verein hat 89 Mitglieder.  “Von besonderer Bedeutung ist das Jahr 1908 für uns, als es uns möglich war, durch die anerkennenswerte Opfer­freudigkeit aller Mitglieder den sehnlichen Wunsch zur Ausführung zu bringen, unsere prächtige Friedenseiche mit einer würdigen Einfriedigung zu umgeben. Auch für die deutschen Kriegerwaisen und die Zeppelinspende gaben unsere Kameraden ihr Scher­flein. Infolge ihrer Tätigkeit für die Waisen deutscher Krieger wurden zur Bezirksfecht­meisterin bzw. Bezirksfechtmeister befördert: Frau K. Wäbekindt, Frl. Juli Köhn, Kamerad Martin Steil.”

 

24. Januar 1909

Ritterhude. Die Feier des Geburtstages des Kaisers im Kriegerverein findet Sonntag, den 31. d.Mts. im Saale des Herrn Hinrich Schröder statt. Das Programm besteht aus folgenden Nummern: Prolog, Festrede, lebende Bilder (Wehrstand, Nährstand und Lehrstand bringen dem Kaiser ihre Huldigung dar); “Durch des Kaisers Ehrenkleid”, pa­triotisches Lebensbild in 2 Akten von Paul M. Lehnhardt; “Reserve hat Ruh!”, militärisches Potpourri für 1 Singstimme von Wilh. Wolf; “Ali oder die Reichstagswahl”, Schwank in einem Akt von Moritz Schäfer; “Die Lösung der Finanzreform”, Original-Couplet von Otto Reuter. Die Rollen sind in guten Händen, und die Proben lassen den Schluß auf einen vorzüglichen Abend zu. Die Konzert- und Ballmusik wird von der Kriegerkapelle ausgeführt. Die Mitglieder und deren Angehörige, sowie alle Freunde des Vereins die an dieser Feier teilzunehmen gedenken, tun gut, rechtzeitig zu erscheinen, da pünktlich um 8 Uhr begonnen wird.

 

10. Oktober 1909

Vortrag von Pastor Degener “Wanderung über die Schlachtfelder von 1870/71”.

 

12. Januar 1910

Ritterhude. Der Kriegerverein hielt am Sonntag seine 1. diesjährige Generalversa­mmlung ab, die so zahlreich besucht war wie kaum eine Versammlung zuvor. Kam. Vorsitzer eröffnete die Versammlung mit einem Hoch auf Sr. Majestät. Aus dem aus­führlichen Jahresbericht sei erwähnt:

Der Verein trat in das neue Jahr mit 94 Mitgliedern. Im abgelaufenen Jahr gingen durch Tod, Verzug, Austritt und Ausschluß 7 Mitglieder ab; aufgenommen wurden dagegen 13 Mitglieder. Unter dem Mitgliederbestande befinden sich 6 Veteranen, 2 Offiziere und 2 Ehrenmitglieder. An Versammlungen fanden statt 2 Generalversammlungen und 4 ordentliche Sitzungen, die im Durchschnitt von 37 Kameraden besucht waren. 7 Kameraden fehlten in keiner Versammlung, einige hatten in den letzten 5 Jahren auch nicht eine einzige Versammlung gefehlt. Dagegen wurden auch einige Mitglieder namhaft gemacht, die es nicht für nötig hielten, auch nur eine Versammlung zu besu­chen.

Die Festlichkeiten im Verein fanden rege Beteiligung und verliefen zur Befriedigung. Auswärts trat der Verein gelegentlich der Fahnenweihe in Wallhöfen auf. Außerdem folgte er einer Einladung zur Bannerweihe des hiesigen Radfahrervereins “All Heil”. Durch Delegierte waren wir vertreten auf den Vertretertagen des Kreiskriegerverbandes in Wallhöfen und Osterholz-Scharmbeck. An Unterstützungen wurden 80 Mk. ausge­geben. Für die Waisen deutscher Krieger wurden 152,12 Mk. erfochten und abgeliefert. Infolge ihrer Fechtarbeit wurden die Damen Frl. Meta Luerßen, Frl. Tine Topp, Frl. Anna Torsch, Frl. Dora Schröder zu Fechtmeisterinnen, Herr Kam. Martin Schnaars zum Fechtmeister ernannt. Der Leiter der hiesigen Fechtschule, Herr Kam. Wäbekindt, wurde zum Landesfechtmeister befördert.

Zum Andenken an den verstorbenen Kam. Veteran J. Hünecken erhoben sich die Anwesenden von den Sitzen. Nach dem Kassenbericht durch den Kassenführer Kam. J.D. Plump schließt die Abrechnung mit einem Defizit von 24,28 Mk. ab, da einer Ein­nahme von 510,85 Mk. eine Ausgabe von 535,13 Mk. gegenübersteht. Jedoch stehen noch reichlich 100 Mk. bei Restanten draußen. Der Vorstand wurde in seiner Gesamt­heit wiedergewählt: Friedrich Wäbekindt, 1. Vors.; G. Evers, Stellvertr.; Hinrich Schrö­der, Schriftführer; Joh. Luerßen, Stellvertr.; J. D. Plump, Kassenführer; Fr. Garfes, Stellvertr.; M. Schnaars, Inventarverwalter; Chr. Schwarze, Bibliothekar; auch die Kam. Rechnungsprüfer D. Gerdes, Fr. Lange, B. Ficken wurden als solche wiedergewählt. Gleichfalls erfolgte Wiederwahl der Kameraden D. Gerdes zum Fahnenträger; F. Hor­stmann zum Ersatzmann; Cl. Bischoff und Joh. Plump I. zu Fahnenbegleitern, Joh. Luerßen und J.D. Plump zu Vertretern. Ihre Ersatzleute sind die Kam. Martin Schnaars und Georg Evers. In den verstärkten Festausschuß wählte die Versammlung die Kam. G. T. Rehbein, Fr. Scheper, L. Wissel, H. Plump, Fritz Schierbaum, E. Block I. Ph. Rosebrock, D. Klindworth; Joh. Bischoff, E Block II.

An Festlichkeiten für das laufende Jahr wurden angesetzt: die Feier des Geburtstages des Kaisers am 30. Januar durch Konzert  und Ball; die Sedanfeier durch Aufführungen und Ball am 4. September; ein Unterhaltungsabend am 3. Dezember. Zur Aufnahme wurde 1 Kamerad vorgeschlagen. Eingeführt wurden die Kam. Joh. Scheper und Wilh. Deers. Gemäß den Beschlüssen des Abgeordnetentages des Preuß. Lan­deskriegerverbandes in Eisenach wird den Vereinssatzungen ein Nachtrag resp. eine Ergänzung nach dem Vorschlage des Vertretertages im Kreiskriegerverbande nachge­fügt.

Die Märzversammlung fällt aus; dafür wird aber ein Vortragsabend eingeschoben, an welchem eine tüchtige Vortragskraft am 13. März einen instruktiven Vortrag über die Errungenschaften auf dem Gebiete der Elektrizität, insbesondere die Funker-Telegrafie und ihre Verwendung in Herr und Marine, halten wird. Kam. Vorsitzer empfiehlt im wei­teren Verlaufe der Verhandlungen das Lesen der “Parole”, des “Jahrbuchs-” ect. und bringt die Lotterie des Preuß. Landesverbandes, die Vereins- und Provinzial-Bibliothek in Erinnerung. Nach dem Verlesen der eingegangenen Briefe, der Hebung der Beiträge ect. wurde die Versammlung mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland geschlossen.

 

11. Januar 1911  Auszug

Der Kriegerverein hielt am Sonntag im Saale des Herrn Schröder seine erste diesjähri­ge Generalversammlung ab, die vom Kam. Vorsitzer mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet wurde. Das Andenken des verstorbenen Ehrenmitgliedes, des Kam. Veteranen J. F. Schilling, wurde durch Erheben von den Plätzen geehrt. Aus dem Jahresbericht sei erwähnt, daß der Verein zur Zeit 92 Mitglieder zählt. An Versammlungen wurden 2 Generalversammlungen und 4 ordentliche Sitzungen abgehalten. Außerdem fanden mehrere Vorstands- und Festausschußsitzungen statt. Die Vereinsversammlungen wurden im Jahre 1910 durchschnittlich von 37 Kameraden besucht. An Festlichkeiten wurden veranstaltet: Die Feier des Geburtstages Sr. Majestät, die Sedanfeier und ein Unterhaltungsabend.

Außerdem wurde hier der Fechtertag der Meisterschaftsfechtschule “Waterkant” abge­halten. Durch Delegierte war der Verein auf dem Vertretertag des Kreiskriegerverban­des Osterholz in Lilienthal vertreten. Mehrere Kameraden nahmen an der Veteranen­feier in Bremen teil. Ferner folgte der Verein der Einladung der Sanitätskolonne Gram­bke zu einer Übung im Verbinden und Transportieren auf dem Ruschkampe. Für die Waisen deutscher Krieger brachte die Fechtschule Ritterhude im Jahre 1910 in Summa 140,47 Mk. zur Ablieferung. Die vom Kam. Kassenführer J.D. Plump vorgelegte Jahresrechnung war durch die Revisoren geprüft und in Ordnung befunden. In den Vorstand wurden sämtliche Kameraden durch Zuruf wiedergewählt. Bis auf den 1. Schriftführer, der seinen Schwager G. Wellbrock beim Verzuge nach Hannover ablöste, sind die Vorstandsmitglieder seit Gründung des Vereins 1995 in ihren Ämtern.

 

29. August 1911  (notiert)

Ritterhude. Sedanstag in den Schulen. Nach einer Regierungsanordnung sollen die Feiern beibehalten werden, überall soll die Schule ausfallen und entsprechende Schulfeiern veranstaltet werden.

9. Januar 1912  (notiert)

1. Generalversammlung des Jahres. Zur Einleitung ein Hoch auf den Kaiser. Die Kameraden Veteranen wollen sich bei der Friedenseiche fotografieren lassen. An Festen werden beschlossen: 28.01. Kaisers Geburtstag; 08.09. Sedanfeier; 01.12. Bunter Abend.

18. Januar 1912  (notiert)

Zur Kaiser-Geburtstagsfeier spielt die Kapelle des Regiments “Bremen” u. a. “Hoch König Friederich”. Es folgt ein Festspiel: “Soldatenliebe im Schilderhause”.

Mai 1912

Ritterhude. Der Kriegerverein hielt am Sonntag in seinem Vereinslokale seine Maiver­sammlung ab, die vom Kam. Vorsitzer mit einem Hoch auf den Kaiser eröffnet wurde. Aufgenommen wurde ein Kamerad, eingeführt wurden zwei neue Mitglieder. Die Ver­sammlung beschloß, an der Fahnenweihe des Kriegervereins Steden und Umgebung am 9. Juni teilzunehmen. Durch ein Zirkular sollen die nicht in der Versammlung an­wesend gewesenen Kameraden aufgefordert werden, an der Fahrt teilzunehmen. Ob der Verein mit der Bahn bis Lübberstedt fährt, oder ob der ganze Weg auf Wagen zu­rückgelegt werden soll, soll ebenfalls durch das Zirkular zur Abstimmung kommen. Ferner wurde beschlossen, an dem Feste des hiesigen Gesangvereins “Harmonie”, der vor 25 Jahren gegründet wurde, am 16. Juni teilzunehmen. An einem vom Vorstande zu bestimmenden Sonntage sollen die Kam. Veteranen bei der Friedenseiche fotogra­fiert werden. Der in Aussicht genommene Vortrag mußte wegen dienstlicher Verhinde­rung des Vortragenden abgesetzt werden.

15. Januar 1913

Ritterhude. Der Kriegerverein hielt am Sonntag in seinem Vereinslokale seine erste diesjährige Generalversammlung ab. Der Vorsitzende, Kam. Wäbekindt, eröffnete sie nach einem Rückblick auf die Zeit vor 100 Jahren und im Ausblick auf das 25jährige Regierungsjubiläum unseres Kaisers mit einem Hoch auf Se. Majestät.

Aus dem Jahresberichte sei erwähnt, daß der Verein im Jahre 1912 die Kameraden Chr. Ludw. Harjes und Joh. Stelljes durch den Tod verloren hat. Dem Verein gehören an (einschl. 7 Veteranen, 2 Offizieren, 9 Ehrenmitgliedern) 93 Mitglieder. Von den Gründern des Vereins gehören ihm noch 16 Kameraden an, 2 sind verzogen, 5 gestor­ben, 2 ausgetreten. Der Besuch an den 6 Vereinssitzungen war im Durchschnitt gut. Die Gesamtbesucherzahl war 222. Im Durchschnitt wurden die Versammlungen des Vorjahres von 37 (1911: 37, 1910: 37, 1090: 37) besucht. 1908 waren es 38, 1907 sogar 40 Besucher im Durchschnitt, während 1906, 1905, 1904, 1903 auch einen Durchschnittsbesuch von 37 Mitgliedern hatten.

Für die Waisen deutscher Krieger wurden 90,04 Mk. abgeliefert. Die Wahlen hatten folgendes Ergebnis: wiedergewählt wurden die Kameraden: 2. Vorsitzender G. Evers, 1. Schriftführer H. Schröder, 2 Schriftführer Joh. Luerßen, 1. Kassenführer J.D. Plump, 2. Kassenf. Fr. Garfes, Inventarverwalter M. Schnaars, Bibliothekar Chr. Schwarze, Rechnungsprüfer B. Ficken, Diedr. Gerdes, Fr. Lange, Fahnenträger D. Plump, Stell­vertreter D. Evers, Begleiter Chr. Bischoff und Cl. Bischoff, Ersatzmann F. Luerßen. Zum Festausschuß werden ernannt die Kameraden: Lange, Schwarze, Wäbekindt, L. Wissel, E. Block II., D. Klindworth, M. Schnaars.

An Festlichkeiten sind vorgesehen: Kaisers Geburtstag (26.Jan.), Sedan (7.Sept.), Unterhaltungsabend (7.Dez.) Eingeführt wurden die Kameraden N. Niestedt und L. Meyer. Vorgeschlagen wurde ein Kamerad. Beschlossen wurde, daß die Mitglieder beim Fehlen einer Versammlung vorher dem Vorstande schriftlich Nachricht mit Angabe des Grundes zu machen haben. Sollte die Entschuldigung erst später beizubringen sein, so entscheidet die nächste Versammlung über die Gültigkeit. Die nächste Sitzung findet statt am 9. März nach. 4 Uhr.

 

22. Januar 1913  (notiert)

Kriegerverein feiert Kaisers Geburtstag und Jahrhundertfeier der Erhebung Preußens am 26.02. bei Schröder. Festrede hält Kamerad Pastor Degener. Festspiel “Fürs Vater­land” und ein Duett “Eine lustige Rodelfahrt”. Der Schwank “Der Bauer im falschen Bett” wird an die Lachmuskeln der Zuschauer starke Anforderungen stellen, ebenso “Landsleute vom Kongo”.

 

29. Januar 1913  (notiert)

Kaisers Geburtstag wurde würdig gefeiert. In den Schulen Festakte, die öffentlichen Gebäude geflaggt. Veranstaltung des Kriegervereins war gut besucht. Festessen bei Schröder.

 

7. März 1913  (notiert)

Kriegerverein begeht die 100 Jahrfeier (siehe 22.01.) am 9. März. Erst Kirchgang mit Fahne. Um 9 1/2 Uhr Treffen beim Vereinslokal, Orden und Ehrenzeichen sind anzule­gen. Abends bei Schröder (vormals Wellbrock) Festkommers mit Vortrag, Liedern und Schauturnen von der Musterriege von “Frisch auf”.

 

14. August 1913  (notiert)

Ritterhude. Der hiesige Kriegerverein hielt am Sonntag in seinem Vereinslokale seine 2. diesjährige Generalversammlung ab, die vom Kam. Vorsitzer mit einem Hoch auf Se. Majestät eröffnet wurde. Auf der Tagesordnung ein Bericht über den Vertretertag des Kreisvereins Osterholz in Heudorf, mit Fahnenweihe des dortigen Vereins. Beschlossen wurde die Feier des Sedanfestes in gewohnter Weise mit Aufführungen und Ball. Musik durch die Kriegerkapelle. Außerdem Preisschießen. Vorgeschlagen wurde eine gemeinsame Feier mit anderen Vereinen zur Hundertjahrfeier der Völkerschlacht. Die Sitzung wurde mit einem Hoch auf das Vaterland geschlossen.

 

3. September 1913

Ritterhude. Die Sedanfeier des hiesigen Kriegervereins wird Sonntag, den 7. d.M. im Schröder’schen Gasthause in gewohnter Weise durch Aufführungen und Ball abgehal­ten. Von den Aufführungen, die fleißig geübt werden, seien erwähnt, das an die große Zeit vor 100 Jahren erinnernde Volksstück “Frisch auf mein Volk” und “Gute Kamera­den”. Nachmittags und abends wird auch ein Preisschießen stattfinden, an dem Freunde des Vereins gern teilnehmen können.

 

7. Januar 1914  (Auszug)

Ritterhude. Der Kriegerverein hielt seine Generalversammlung ab. Vorsitzer Wäbekindt gab den Jahresbericht.

… Die Festlichkeiten verliefen zur Zufriedenheit der Teilnehmer. Die Feier des Sedantages gewann dadurch noch an Bedeutung, als es vergönnt war, die alte Fahne des ehemaligen Kriegervereins durch Kauf zu erwerben.

Auswärts war der Verein vertreten auf der Fahnenweihe des Kriegervereins in Heudorf. Die Abgeordneten vertraten ihn ebenfalls auf der Vertreterversammlung in Grasberg. Für die Waisen deutscher Krieger wurden erfochten 45,28 Mk. Von dem Kassenführer J.D. Plump wurde der Kassenbericht verlesen, der eine Einnahme von 441,25 Mk. bei einer Ausgabe von 326,30 Mk. aufweist. Die Kasse wurde in Ordnung befunden und Kamerad Kassenführer entlastet.

Nun legte der Vorstand seine Ämter in die Hand der Versammlung zurück. An Stelle des bisherigen 1. Vorsitzenden wurde Kamerad Hauptlehrer Schwarze gewählt. An Festlichkeiten für 1914 wurden, nachdem die übrigen Wahlen stattgefunden hatten, die Feier des Geburtstages Sr. Majestät für den 25. d. Mts. und des Sedantages für den 6. September festgesetzt. Eingeführt wurde Kamerad Daniel Köhler. Die nächste Sitzung findet statt am 8. März nachmittags 4 Uhr.

Nach Erledigung der umfangreichen Tagesordnung wurde die Sitzung mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland geschlossen. Kam. Schwarze nahm nun Veranlassung, dem scheidenden bisherigen Vorsitzenden den Dank des Vereins für seine 18jährige Amtsführung durch ein kräftiges Hoch auszusprechen, das dieser mit dem Wunsche für ein weiteres Gedeihen des Vereins erwiderte.