Brief eines Stuka Piloten an die Frau (1941)

Ein Brief von Heinz Kahl, gefallen als Stukapilot am 18.April 1941 über Griechenland

Im Felde 16.April 1941

„Liebste beste Antjefrau,

Ich sitze in der Maschine, weil es regnet und keine Möglichkeit vorhanden ist, sich vor der Nässe zu schützen, es sei in unserem Erdloch, in dem wir übernachten. Dort ist jedoch so dunkel, das an schreiben oder lesen gar nicht zu denken ist.

Wir liegen in einem tiefen Talkessel, umringt von schneebedeckten hohen Bergen. Augenblicklich ist alles grau und finster, hier in den schwarzen Bergen der griechischen Hochalpen ist noch unberührte Wildnis, das Land ist nahezu unbewohnt. Von hier fliegen wir unsere Einsätze gegen die serbischen und griechischen Bergfestungen.

Wenn die Trennung von Dir und unserem Sohn nicht wäre, so würde ich diese Zeit für die schönste und interessanteste meines Lebens halten. Stell Dir vor: Wie die Adler hier oben horsten wir in den Bergen, und stoßen wie Blitze aus heiterem Himmel mit Sirenengeheul auf die Engländer, Griechen und Serben herab. Du kannst nicht ermessen, wie furchtbar und entnervend die Stukas auf alle Menschen wirken, es gibt viele Soldaten die nach einem Stukaangriff irrsinnig geworden sind. Wahrhaft erschütternd ist es für uns wenn wie erleben müssen, dass es noch tapfere Menschen genug gibt, die bis zum letzten Augenblick Ihre Maschinengewehre und Kanonen auf uns richten. Alle Achtung vor solch ein Heldentum! Ich habe wirklich jedes Angstgefühl im Lauf dieses Krieges, aber ich glaube einem Stukaangriff in keiner Weise gewachsen zu sein, ich würde restlos versagen.

Ich bin mit meiner guten treuen Maschine so vertraut geworden, behandelt wird sie wie ein rohes Ei. Noch nie hat sie versagt, und wird mich hoffentlich unbeschadet immer wieder nach Hause bringen. Als wir auf Belgrad eingesetzt waren, habe ich zum ersten Male gespürt, dass es ein Schicksal gibt, dem man nicht entrinnen kann. Neben mir flog Oberleutnant Hackfeld, ein prächtiger Mensch und Offizier. Er war mein Freund geworden und wir waren unzertrennlich. Beim ersten Einsatz bekam er drei Kanonentreffer und außerdem ca. 100 Einschüsse. Die Engländer fliegen mit Bravour und er kam mit Ach und Krach noch nach Hause. Was das heißt, sich mit einem Jäger herumzubalgen und nicht abgeschossen zu werden, kann nur ein Kenner beurteilen. Beim zweiten Einsatz zerplatzte ein Flakgeschoss unter seinem Rumpf. Als wir zum dritten Einsatz starteten, habe ich Ihn gebeten zu Hause zu bleiben, natürlich lachte er mich aus. Mitten im Sturz, wir griffen die Zitadelle an, riss ein Flaktreffer ihm die linke Fläche weg und etwa sechs Sekunden später zerplatzte die Maschine mitten im Fort Belgrad. Die fünf Bomben an Bord haben ihre Pflicht getan!!!

Ich bin mit meiner guten treuen Maschine so vertraut geworden, behandelt wird sie wie ein rohes Ei. Noch nie hat sie versagt, und wird mich hoffentlich unbeschadet immer wieder nach Hause bringen. Als wir auf Belgrad eingesetzt waren, habe ich zum ersten Male gespürt, dass es ein Schicksal gibt, dem man nicht entrinnen kann. Neben mir flog Oberleutnant Hackfeld, ein prächtiger Mensch und Offizier. Er war mein Freund geworden und wir waren unzertrennlich. Beim ersten Einsatz bekam er drei Kanonentreffer und außerdem ca. 100 Einschüsse. Die Engländer fliegen mit Bravour und er kam mit Ach und Krach noch nach Hause. Was das heißt, sich mit einem Jäger herumzubalgen und nicht abgeschossen zu werden, kann nur ein Kenner beurteilen. Beim zweiten Einsatz zerplatzte ein Flakgeschoss unter seinem Rumpf. Als wir zum dritten Einsatz starteten, habe ich Ihn gebeten zu Hause zu bleiben, natürlich lachte er mich aus. Mitten im Sturz, wir griffen die Zitadelle an, riss ein Flaktreffer ihm die linke Fläche weg und etwa sechs Sekunden später zerplatzte die Maschine mitten im Fort Belgrad. Die fünf Bomben an Bord haben ihre Pflicht getan!!!

Oberltn. Hackfeld und Unteroffizier Parisi sind spurlos ausgelöscht. Dafür werden sie in unserer Erinnerung leben als Vorbilder, solange wie selbst noch fliegen können. Was sind alle Strapazen und Entbehrungen denen wir unterworfen sind. Alles ist vergessen sobald wir wieder zu Hause sind, das freuen darauf lässt alles leicht ertragen. Sengende Hitze und Durst am Tage, nachts Kälte und Regen, Eis und Schnee. Seit 12 Tagen nicht die Kleider vom Körper, vor 3 Tagen zuletzt gegessen usw. Alles ist nebensächlich und bedeutungslos, wichtig ist nur, dass wir Stark und Schlagkräftig bleiben. Wichtig ist einzig und allein, dass die Heimat treu bleibt und sich nicht unterkriegen lasst. Moralisch und seelisch fest sein, ist die Hauptsache für Euch, dann ist alles andere ein Kinderspiel.

Wie geht es Dir und dem Söhnchen? Wie gerne wäre ich bei Euch! Jetzt erst kann ich ermessen, wie gut ich es bei Dir hatte, warm und trocken, sicher in guter Hut Ob das alles einmal wieder kommt? Wenn die Zeit es zulässt, sehe ich meine Fotos an, die Leica Bilder sind sehr gut gutgeworden. Unser prächtiger Junge, was treibt er jetzt der Goldjunge? Kann er schon Lachen und Erzählen, und Du mein Liebes, wirst Du fertig mit allem? Auch mit den Angriffen der Tommys? Wie gerne würde ich Dir Seife und Tee schicken, aber ich weiß wirklich nicht wie ich es nach Hause schaffen kann.

Inzwischen habe ich Respekt bekommen vor der gegnerischen Abwehr. Aber die Angriffslust und Kampfesfreude kann mir dadurch niemals genommen werden. Wenn einst das Herzklopfen vor dem Angriff und das Tiefatmen nicht mehr spüre und ich nicht mehr nötig habe mich zu bezwingen im Moment vor dem Sturz, dann wird mir sehr viel fehlen.

Durch den Tod von Peter Hackfeld bin ich an seiner Stelle getreten und führe die 2. Kette. Dadurch hat sich mein Wirkungskreis vergrößert aber auch die Verantwortung für 4 Menschenleben übernommen. Möge mir alles nach Wunsch gelingen.

Wohin der Krieg uns noch verschlagen wird, wer weiß es? Ist es Afrika oder Asien? Auf jeden Fall wird unsere Staffel,” Die königliche Achte” überall ihre Pflicht tun, ganz gleich wo sie sich befinden möge. Wenn der Krieg einmal beendet sein wird, dann haben auch die Stukas zum Gelingen ihr gut Teil beigetragen. Ich schreibe diesen Brief obgleich ich nicht weiß, von wo ich Ihn zur Heimat schaffen lassen kann. Irgendwann wirst Du ihn schon erhalten. Seit von Versailles fort bin, habe ich noch keine Post von Dir erhalten. Wie magst Du wohl in Sorge um mich sein, nichts von mir hörst und keine Nachricht bekommst. Aber wie viele Frauen geht es genauso. Die Gewissheit musst Du immer haben liebe Antje, das der Krieg noch in diesem Jahr beendet sein wird.

Und nun meine Liebe herzliche Grüße von hier. Ich denke oft an Euch und vergesst Ihr nur Euren Heinz nicht.“

Abgestürzt am 18. April 1941 über Griechenland.

Geschrieben für die Kyffhäuserkameradschaft am 5.Juni 2017
Gerd Mehrtens

Weiterführende Links

Taucher finden Stuka Wrack vor Rhodos
Der Balkan Feldzug (Wikipedia)